Gesamtschule Nord+, Kassel
Schaffung eines integrierten Bildungsstandorts
auf einer ehemaligen Gewerbefläche
Wettbewerb 2022
1. Preis Realisierungsteil
ein 3. Preis Ideenteil (Preisgruppe)
Projektpartner:
Atelier 30 Architekten
weihrauch + fischer
Bruttobauland: 4,2 ha
Verbindung_Durch die Konversion gewerblicher Flächen entsteht in der Kasseler Nordstadt die einmalige Gelegenheit den Knotenpunkt von Eisenschmiede, Quellhofstraße und Holländische Straße aufzuwerten und im Sinne seiner bedeutenden Lage urban zu entwickeln. Das bisher abgeriegelte Gelände wird geöffnet und mit seiner Umgebung optimal verknüpft, sodass neue Wegebeziehungen auch für die umliegenden Quartiere entstehen. Beispielhaft sei hier die unmittelbare Verknüpfung der Goldbergstraße mit dem Nordstadtpark genannt.
Identität_Das neue Quartier versteht sich als gemischtes Quartier, womit sowohl die Vielfalt der Typologien als auch die Nutzungen gemeint ist. Eine besondere Herausforderung stellt dabei die Einbeziehung der neuen Gesamtschule dar, welche als Bestandteil des Quartiers entwickelt wurde. Neben unterschiedlichen Wohnformen beinhaltet das Quartier auch Gewerbeflächen, welche vor allem der Nahversorgung dienen.
Struktur_Die städtebauliche Struktur des Quartiers löst sich von Norden nach Süden kontinuierlich in Einzelbaukörper auf. Eine geschlossene Bebauung schafft im Norden an der Eisenschmiede einen Lärmschutz für die weitere Bebauung. Im Süden bildet die Gesamtschule als ausdifferenzierter Solitär den Abschluss des Quartiers an der Ahna. Im Innern ergeben sich durch die zahlreichen Öffnungen attraktive Aus- und Durchblicke, zumal sich das Quartier mit den angrenzenden Grünräumen verzahnt.
Freiräume_Die Grünraumvernetzung erfolgt vor allem in Ost-Westrichtung und nutzt den östlich gelegenen Steilhang als Bande zur Umlenkung nach Süden zum Nordstadtpark. Der Nordstadtpark erfährt damit nicht nur visuell eine Erweiterung nach Norden. Die Erweiterung erfolgt unter Einbeziehung der Schulaußenräume, welche im Sekundarstufenbereich außerhalb der Schulzeiten als Bildungslandschaft öffentlich nutzbar gemacht werden. Die Anbindung an die Eisenschmiede im Norden sowie die Durchbindung quer durch das Quartier nach Westen verleihen der Parkerweiterung einen öffentlichen Charakter.
Regenwasser_Die Grünflächen sind naturnah gestaltet. Die topografische Gestaltung der Quartiere führt das anfallende Regenwasser über offene Rinnen in die Grünzüge über, wo es dezentral zurückgehalten und versickert werden kann. Bei Starkregenereignissen dienen weitere Flächen in den Grünräumen als Versickerungsvolumen, sodass eine vollständige Versickerung des anfallenden Regenwassers im Bereich des Wohnquartier sichergestellt ist.
Erschließung_Die innere Erschließung des Quartiers erfolgt autofrei über Wohnwege, welche in die Freiraumlandschaft eingebettet sind. Der ruhende Verkehr wird im Nordwesten unmittelbar an der Quartierseinfahrt durch eine Garage abgefangen, welche als Sockel den Höhenunterschied zur Eisenschmiede ausgleicht. Über die Fiedlerstraße besteht für Fahrradfahrer ein optimaler Anschluss in alle Richtungen.
Smart City_Das Konzept greift die Herausforderungen der Energiewende auf und zielt auf eine sektorenübergreifende Vernetzung der Gebäude- und Mobilitätsinfrastruktur. Ziel ist das „Smarte Quartier“, das eine effiziente Energieversorgung und einen ressourcenschonenden Umgang mit Baumaterialien beinhaltet. Hierzu werden möglichst viele Neubauten in Hybrid- oder Holzbauweise gemäß KfW Effizienzhaus 55 Standard oder besser errichtet.
Strom + Wärme_Für einen effektiven Beitrag zum Klimaschutz werden alle Dachflächen konsequent mit Photovoltaikanlagen ausgestattet. Die erforderlichen Retentionsqualitäten werden u. a. durch eine Kombination mit extensiver Begrünung erreicht. Die Energieversorgung könnte durch ein mit Bio- bzw. Deponiegas betriebenes Blockheizkraftwerk ergänzt werden.
Ökologie_Die weitgehende Begrünung unter Einbeziehung von Dach- und Fassadenflächen schafft ein angenehmes Mikroklima und ist in Kombination mit den in den Grünkorridoren integrierten dezentralen Versickerungs- und Retentionsflächen ein Beitrag zur nachhaltigen Siedlungsentwicklung. Die parkartig durchgrünten Korridore sind mit klimaverträglichen Baumarten bepflanzt. Eingestreute Obstgehölze erhöhen die Biodiversität und leisten einen Beitrag zur „essbaren Stadt“. Die offenen Grünflächen sind zu einem großen Anteil als artenreiche Blühwiesen angelegt die Bienen und Insekten Nahrung und Lebensraum bieten. Die Multikodierung der Flächen fördert Naturerfahrung und Naturverständnis und das gleichberechtigte Nebeneinander von Mensch und Natur.