Ideenwerkstatt Münchner Norden
Strategisches Konzept zur Entwicklung des Münchner Nordens
Ein Projekt in Arbeitsgemeinschaft mit:
Studio Vulkan Landschaftsarchitektur
pan m
Studio Stadt Region
IBV Hüsler
Dialogverfahren 2024/25
Untersuchungsgebiet: ca. 900 ha
Viel mehr als Stadtrand: Eine Landschaft aus Dörfern, Feldern, Siedlungen und Seen
Der Stadtraum von München wächst. In zentralen Bereichen in der Dichte sowie in der Höhe. Die heutigen Stadtrandlagen kommen unter dem steigenden Siedlungsbedarf ebenfalls unter Druck – gefühlt bewegt sich der Stadtrand nach außen.
Der Münchner Norden ist bis heute auch von dörflich gewachsenen Strukturen bestimmt. Feldmoching entwickelte sich über einen langen Zeitraum als historisch gewachsene Gemeinschaft. Sie prägt die Identität und die Zugehörigkeit der Bewohner*Innen zu diesem Ort. Man wohnt in Feldmoching und nicht in „München Nord“. Gleichzeitig ist der Siedlungsdruck im Dorf selbst bereits angekommen – freiwerdende Parzellen werden mit einer neuen Dichte bebaut, die zunehmende Anzahl an Bewohner*Innen kommen mit einer Vielzahl neuer Autos, welche zu Stoßzeiten die Straßen blockieren. Das dörfliche Idyll beginnt zu Wanken.
Die dörfliche Identität ist stets mit einer starken Bodenverbundenheit über die Landwirtschaft verbunden. Die Bewirtschaftung der Felder war historisch die Grundlage der Ortsentwicklung und auch wenn das Gemüse im Supermarkt heute nicht mehr vom lokalen Feld kommt, steht die Landwirtschaft weiterhin symbolisch für die Eigenständigkeit der Dörfer und ihrer Menschen. Die aktiv bewirtschaftete Feldstruktur prägt dazu das offene Bild der Landschaft für Lokale und Besucher.
Die landschaftliche Qualität bringt genau diese Besucher in den Münchner Norden. Eine attraktive Seenlandschaft lockt an warmen Sommertagen viele Münchner*Innen nach Feldmoching oder in die Fasanerie. Somit ist der Münchner Norden nicht nur ein wichtiger Bestandteil der Erholungslandkarte der lokalen Dorfgemeinschaft.
Die Seenlandschaft weist als attraktiv wahrgenommenes Landschaftselement jedoch dazu auf ein Problem hin: Der Grundwasserstand in der Region ist sehr hoch – dies führt bei den zunehmenden Starkregenereignissen zu vollgelaufenen Kellern und landwirtschaftlichen Flächen unter Wasser.
Weiterbauen aber wie? Die Region mit starken Identitäten verbessern und erweitern
Der Kern der Identität des Münchner Nordens liegt in der Vielfalt der individuellen Siedlungsstrukturen. Sie bilden eine Art Netz von Siedlungskernen, die historisch zumTeil unabhängig vom Stadtzentrum Münchens funktionieren konnten. Ziel der Entwicklung des Münchner Nordens sollte sein, diese gewachsenen Strukturen nicht in den großen Stadtkörper einzuverleiben, sondern sie als eigene Zentren mit sehr unterschiedlichen Qualitäten zu erkennen und zu stärken – so entsteht eine Siedlungslandschaft aus eigenständigen Strukturen.
Die neuen städtischen Entwicklungsfelder stehen alle im Sinne des „Weiterbauens“ der bestehenden Siedlungsstrukturen. Dies mit dem Ziel an bestehende Nachbarschaften anzuknüpfen – Synergien zu Nutzen und lokal vorhandene Defizite mit einem zusätzlichen neuen Angebot zu beheben. Alle können so den Mehrwert in einer Weiterentwicklung erkennen und im Alltag spüren. Die neuen Entwicklungen sind so keine Konkurrenz zum Bestand – gemeinsam im Norden leben, bestehende Identitätsorte schärfen und beleben ist das Zielbild der Siedlungslandschaft.
Landschafts- und Landwirtschaftliche Werte erhalten
Der Landschafts- und Landwirtschaftsraum hat heute ökologisch sowie für die Identität der Region einen unschätzbaren Wert. Die Offenheit des Landschaftsraums über die Zäsur der Autobahn hinweg sollte erhalten werden. Dies beinhaltet das Landschaftsschutzgebiet Schwarzhölzl sowie die heute weitläufigen Ackerflächen mit nicht ersetzbaren Bodenqualitäten. Das Leben im und am Land(-wirtschafts)raum bestimmt so heute und morgen den Münchner Norden.
Der Blick in die Weite, nur unterbrochen von kleinen Waldflecken oder teilweise historischen Alleen, bleibt als prägendes Bild erhalten, In diesem Bild verstreut finden sich die örtlichen Schätze: Hügelgräber, alte Mühlen, Gärtnereien, Bäche und Naturwerte. Bei einem Spaziergang in die Weite gibt es viel zu sehen. Die formulierte Entwicklungsperspektive setzt daher auf den Erhalt großer zusammenhängender Landschaftsräume in Verbindung mit dem bestehenden Landschaftsschutzgebiet Schwarzhölzl und verzichtet auf eine maximale bauliche Ausnutzung.
Lokale Wege aufnehmen – sie bilden das Mobilitätsnetz der Zukunft
Eine grosse Qualität des Münchner Nordens sind bereits heute die langen Wegeachsen, die den Landschafts- und Siedlungsraum durchqueren. Sie bildeten früher wichtige Wegeverbindungen zwischen Siedlungen und Dörfern – ermöglichen heute den unmittelbar direkten Weg vom Münchner Zentrum zum Feldmochinger See oder vom Hasenbergl nach Ludwigsfeld.
Im Wandel der Mobilität ist dieses Wegenetz ein großes Potenzial. Durch die Integration von Buslinien mit einer hohen Taktung sowie der Installation von Fahrrad-Schnellrouten, können die bestehenden verkehrlichen Engstellen mit präzisen Maßnahmen arrondiert werden und dazu mögliche Siedlungserweiterungen ohne hohe Infrastrukturkosten an das bestehende Nahverkehrsnetz angebunden werden.