Zwischen Janup und Löhrstraße, Herford
Innerstädtische Nachverdichtung
Ein Projekt in Zusammenarbeit mit:
SPOT Architektur + Stadt
A24 Landschaft
Wettbewerb 2024
Anerkennung
BGF gesamt: 16.114 qm
GRZ: 0,6
GFZ: 1,7
Verbindung + Identität_Der Entwurf sieht eine kompakte wie integrative bauliche Struktur vor, die den Kontext selbstverständlich ergänzt und den nördlichen Rand der westlichen Herforder Altstadt deutlich aufwertet. Der Entwurf zeichnet sich durch eine wohldosierte Urbanität aus, welche die Komponenten, Adressbildung, Freiraumbezug, Gemeinschaft und Vernetzung nach dem Prinzip „Harte Schale, weicher Kern“ miteinander verknüpft und hieraus eine unverwechselbare Identität entwickelt. Zentrales Element ist ein halböffentlicher Gartenhof als weicher Kern, der alle großen Bestandsbäume aufnimmt und primär ein Angebot für die neue Nachbarschaft darstellt. Durch die schmalen Zugänge entsteht eine eindeutige Zonierung und Abstufung von öffentlich zu privat. Die Struktur der denkmalgeschützten Hotelfassade wird aufgegriffen und dient im Bereich der Löhrstrasse als Vorlage für die Gestaltung des Ensembles.
Höhenentwicklung + Dachlandschaft_Die Gebäude erzeugen hinsichtlich der Geschossigkeit ein Spektrum von III – VI, wobei sich die 6-geschossige Bebauung auf den nördlichen Abschluss beschränkt. Sonst dominiert eine drei- viergeschossige Bebauung, welche behutsame Übergänge zum Bestand formuliert. Zwischen den insgesamt 4 Gebäudeeinheiten wechseln sich verschiedene Dachformen und Fassadenmaterialien ab, wobei das Wohn- und Geschäftshaus im Norden solitärartig hervortritt. Die Höhenstaffelung des Solitärs stellt Übergänge zu den Nachbargebäuden und attraktive Dachgärten und Dachterrassen für die Bewohner her.
Phasierung + Nutzung_Die Gliederung der Bauabschnitte erfolgt entsprechend der zeitlichen Verfügbarkeit der Grundstücke, sodass die Bebauung im Norden später erfolgen kann. Bis auf den südlichen Baukörper gegenüber der Kirche verfügen alle Gebäude über eine vertikale Mischung. Die Häuser entlang des Janup und der Löhrstraße haben aktive Erdgeschosszonen mit gewerblichen oder gemeinwohlorientierten Nutzungen. Im nördlichen Solitärbau wird zusätzlich das 1. Obergeschoss gewerbliche genutzt, um der besonderen Lage und und der Lärmbelastung Rechnung zu tragen. Die neuen Erdgeschossnutzungen entlang des Janup ergänzen das Angebot zum Gänsemarkt ohne zu stark in Konkurrenz zu diesem zu treten.
Mobilität + ruhender Verkehr_Das neue Quartier ist im Innern autofrei, sodass alle neu angelegten Verkehrs- und Aufenthaltsflächen Fußgängern und Radfahrern vorbehalten sind. Ermöglicht wird dies durch eine konsequente Unterbringung aller Stellplätze in einer Tiefgarage, welche von der Löhrstraße angefahren wird. Die Garage kann alle Stellplätze der Bewohner einschließlich der Besucher aufnehmen, jedoch keine weiteren Stellplätze aus der Nachbarschaft. Die Fahrradstellplätze sind zu gleichen Teilen im Außenraum, im überdeckten Erdgeschoss sowie im Untergeschoss untergebracht. Eine Mobilitätsstation bietet neben der Tiefgaragenrampe Platz für Sharingangebote und Lastenräder, wodurch sich die Anzahl der Stellplätze in der Tiefgarage reduzieren lässt.
Grün- + Freiraum_Neben dem halböffentlichen auf die Nachbarschaft ausgerichteten grünen Hof, prägen die qualifizierten Straßenräume das neue Geviert. Der Erhalt der großgewachsenen Bestandsbäume verleiht dem durchgrünten Hof einen stimmungsvollen Charakter und sorgt für eine angenehme Verschattung. Spielbereiche für unterschiedliche Altersgruppen sowie Sitzbänke und Nachbarschaftstische sorgen für Treffpunkte entlang der alltäglichen Wege. Die Grünflächen sind naturnah gestaltet und mit einer offenen Regenwasserführung versehen, welche auf Rückhaltung, Versickerung und Verdunstung setzt. Die Versickerung erfolgt über Rigolen.
Energie + Ökologie_Der Entwurf reagiert auf die veränderten Lebensbedingungen durch den Klimawandel und hat gleichzeitig zum Ziel, klimaneutral zu sein. Das Konzept greift die Herausforderungen der Energiewende im urbanen Raum auf und zielt auf eine sektorenübergreifende Vernetzung der Gebäude- und Mobilitätsinfrastruktur. Ziel ist das „Smarte Quartier“, das eine effiziente Energieversorgung, einen ressourcenschonenden Umgang mit Baumaterialien und die Integration von Mobilitätsdienstleistungen in die digitale Haustechnik beinhaltet. Die weitgehende Begrünung unter Einbeziehung von Dach- und Fassadenflächen schafft ein angenehmes Mikroklima und ist in Kombination mit den dezentralen Versickerungs- und Retentionsflächen ein Beitrag zur nachhaltigen Siedlungsentwicklung.