Jüchen-West

Entwicklung eines Wohnquartiers mit Anbindung an den ehemaligen Tagebau-Standort Garzweiler

Landschaftsarchitektur:
hermanns landschaftsarchitektur/umweltplanung

Wettbewerb 2020
2. Preis

Bruttobauland Wohnbaufläche: 23 ha
Bruttobauland Landschaftsraum: 16 ha

539 Wohneinheiten

Der Entwurf sieht eine kompakte wie integrative bauliche Struktur vor, welche den Bestand selbstverständlich ergänzt und die naturräumlichen Zusammenhänge erhält. Biotope werden geschützt und miteinander vernetzt. Den Strömen von Luft und Wasser wird in Analogie zum alten chinesischen Prinzip des Tao nichts entgegengestellt. Die Bebauung passt sich in die fließende Struktur der Natur ein. Es entsteht eine Stadtlandschaft die diesen Namen verdient und die Dichotomie von Natur und Kultur ein Stück weit aufzuheben vermag.

Gliederung
Ein signifikantes Gliederungeselement des neuen Quartiers ist ein Grünkorridor entlang der Römerstraße. Er teilt das neue Quartier in überschaubare Einheiten und stellt in seiner Fortführung nach Südosten zugleich eine wichtige Wegeverbindung für Fußgänger, Radfahrer und Busse zum Bahnhof Jüchen her. Ähnlich dem Prinzip von Cardo und Decumanus kreuzt ein Fuß- und Radweg als inneres Rückgrat des Quartiers den Grünkorridor nahezu im Winkel von 90 Grad. Das Rückgrat mündet im Norden und Süden jeweils in einen Platz. Der nördliche Platz vermittelt an der Schnittstelle von Wohnbaufläche und Mischgebiet mit Nahversorgungseinrichtungen zur bestehenden Stadt. Es handelt sich um einen Platz, welcher von den Abläufen des Alltags belebt wird. Der südliche Platz vermittelt durch seine Öffnung zur Landschaft dagegen zwischen Mensch und Natur und wird vor allem an Nachmittagen, Sommerabenden und am Wochenende belebt sein.

Struktur
Die bauliche Struktur setzt sich aus einem Verbund von Wohnhöfen zusammen, um den Aspekt des gemeinschaftlichen Wohnens zu fördern. Die Mischung der verschiedenen Wohntypologien, Eigentumsformen und Finanzierungsmodelle erfolgt innerhalb der Höfe, um eine soziale Segregation zu vermeiden. Über die Einbeziehung von Baugruppen- Mehrgenerationen- und Genossenschaftsprojekten wird der Zusammenhang des gemeinschaftlichen Wohnens weiter begünstigt.

Urbanität
Die typologische Diversität erzeugt hinsichtlich der Geschossigkeit ein Spektrum von II – III, wofür eine spezifische städtebauliche Ordnung vorgeschlagen wird. Knotenpunkte der Verdichtung sind die Plätze zusammen mit der dazwischen gespannten Nahmobilitätsachse als Standorte für Geschosswohnungsbau. An den Plätzen werden die Erdgeschosszonen durch gewerbliche oder gemeinwohlorientierte Nutzungen aktiviert. Am südlichen Platz wäre unweit der Kita ein Eiscafé wünschenswert - im Norden ein Bäcker mit Stehcafe. Das neue Quartier zeichnet sich insgesamt durch eine wohldosierte Urbanität aus, welche die Komponenten Landschaftsbezug, Gemeinschaft, typologische Vielfalt, Adressbildung und Vernetzung miteinander verknüpft und hieraus eine unverwechselbare Identität entwickelt.

Phasierung
Die Realisierung des neuen Quartiers lässt sich in 3 Bauabschnitten gliedern. Der erste Bauabschnitt umfasst den nordöstlichen Bereich im Anschluss die bestehende Stadt sowie die Kita im Süden. Der zweite Bauabschnitt ergänzt das neue Quartier in westlicher Richtung. Erst im 3. Bauabschnitt erfolgt die Bebauung südlich der Römerstraße, wodurch eine Eingliederung der zuvor solitären Kita in den baulichen Kontext erfolgt. Der Bauverkehr kann während aller Phasen störungsfrei von außen organisiert werden.

Verkehr
Ausgehend von der Hauptzufahrt an der Odenkirchener Straße ergibt sich eine zentrale Erschließungsschleife für den MIV. Aufgrund der Wohnhoforganisation konnte die öffentliche Erschließungsfläche stark reduziert werden. Der Verlauf der Schleife ist so gewählt, dass alle Wohnhöfe im neuen Quartier hierüber erreicht werden. Der Linienweg der Busse verläuft ebenfalls über diese Trasse und setzt sich über die Römerstraße in Richtung Bahnhof Jüchen fort. Neben der attraktiven Busanbindung setzt das Verkehrskonzept auf privilegierte Car-Sharing-Parkplätze mit Ladestationen und Abstellflächen für Fahrräder und E-Bikes. Der ruhende Individualverkehr wird primär in zwei zentral gelegenen und von außen gut erreichbaren Quartiersgaragen untergebracht.

Nahmobilität
Für Fußgänger und Radfahrer wird ein dichtes Nahmobilitätsnetz mit optimalen Anschlüssen an die Bestandsgebiete und die Landschaftsräume angeboten. Wichtigstes Element und zugleich Rückgrat des Quartiers ist der zentrale Fuß- und Radweg in Nord-Süd-Richtung. Hierüber lassen sich die Plätze, die Kita, die Quartiersgarage, sowie idealerweise ein Vollsortimenter im Mischgebiet unmittelbar erreichen.

Freiraum
Das Wegenetz für Fußgänger und Radfahrer ist in ein vielfältiges System von Freiräumen eingebunden. Zentrale Bedeutung kommt dem südlichen Quartiersplatz an der Schnittstelle zur Landschaft zu. Wie beim nördlichen Quartiersplatz laden Langbänke zur Rast und zum Aufenthalt ein. Die Grünzüge sind naturnah gestaltet und mit einer wegebegleitenden offenen Regenwasserführung versehen. Platzflächen und Dachflächen werden über ein unterirdisches System in die umgebenden Mulden entwässert. Im Bedarfsfall (Starkregenereignisse) dienen weitere Flächen in den Grünräumen zur Retention.

Smart City
Das Konzept greift die Herausforderungen der Energiewende auf und zielt auf eine sektorenübergreifende Vernetzung der Gebäude- und Mobilitätsinfrastruktur im Jüchener Westen. Ziel ist das „Smarte Quartier“, das eine effiziente Energieversorgung und einen ressourcenschonenden Umgang mit Baumaterialien beinhaltet. Hierzu werden möglichst viele Neubauten in Hybrid- oder Holzbauweise gemäß KfW Effizienzhaus 55 Standard oder besser errichtet.

Strom + Wärme
Für einen effektiven Beitrag zum Klimaschutz werden alle Dachflächen konsequent mit Photovoltaikanlagen ausgestattet. Die erforderlichen Retentionsqualitäten werden u. a. durch eine Kombination mit extensiver Begrünung erreicht. Die Energieversorgung wird durch mit Bio- bzw. Deponiegas betriebene Blockheizkraftwerke ergänzt. Die BHKWs speisen von ihren zentralen Standorten in den Quartiersgaragen ein Nahwärmenetz.

Ökologie
Die weitgehende Begrünung unter Einbeziehung von Dach- und Fassadenflächen schafft ein angenehmes Mikroklima und ist in Kombination mit dem auf Versickerung und Rückhaltung ausgerichteten Regenwassermanagement ein Beitrag zur nachhaltigen Siedlungsentwicklung. Die Biotopflächen des Landschaftsraumes werden erhalten und in die Struktur der Freiraumgestaltung integriert. Zur Erhaltung und Erhöhung der Biodiversität sind den Grünkorridoren unterschiedliche Entwicklungsvorschläge zugeordnet. Diese reichen vom Jungforst, über Flächen für ökologisch hochwertigen Anbau, Energiegrasfelder bis hin zu Bienenweiden und Obsthainen. Die Multikodierung der Flächen fördert Naturerfahrung und Naturverständnis und das gleichberechtigte Nebeneinander von Mensch und Natur.

Städtebau


Werthviertel Neuwied

Neue Perspektiven für Lörick, Düsseldorf

Münchner Nordosten

Quartier am Fischbergele, Göppingen

Wohnen in guter Nachbarschaft, Hofsingelding Süd

Alter Leipziger Bahnhof, Dresden

Quartiersentwicklung Weihersberg, Stein

Gartenschau 2029, Vaihingen an der Enz

Nördlich Osttor, Münster-Hiltrup

Quartiersentwicklung Reichenhalden, Empfingen

Biotechnologie-Campus, Mainz

Baugebietsentwicklung Kalverdonk, Meerbusch

Stadtquartier Nierstein, Jülich

Quartiersentwicklung Stapfel West, Balingen

Fennpfuhler Tor, Berlin

Gewerbliche Entwicklung Flughafen Essen-Mülheim

Lange Rekesweg, Göttingen

Dreilingsweg München

Nägelesee-Nord, Gundelfingen

Itterhöfe Hilden

Kardelquartier, Baienfurt

Allgäuer Tor Memmingen

Gesamtschule Nord+, Kassel

Quartier Mühlbachäcker, Tübingen

Schönefeld-Nord

Wohnquartier am Medienberg, Mainz

Rauher Kapf West, Böblingen

Steinbruch Nord, Beckum

Bahnhofspark Stuttgart-Zuffenhausen

Möhl-Areal, Köln-Dellbrück

Malerviertel III, Dormagen

Köln-Kreuzfeld: 4 Quartiere – ein Veedel

Niersenbrucher Höfe, Kamp-Lintfort

Tobias-Mayer-Quartier, Esslingen

Am Sandhaus, Berlin-Buch

Breewiese Marl

Metro-Campus Düsseldorf

Gallus-Quartier, Tübingen-Derendingen

Am alten Güterbahnhof, Duisburg

Stuttgart Schafhaus

Schuberthöfe, Köln

Leidenhausener Gärten, Köln

Sparkassanareal Cappeler Straße, Marburg

Frankfurter Nordwesten

Regnitzstadt Erlangen

Bühl III, Lörrach

Uni (kommt) in die Stadt, Siegen

Landpartie Landau

Stadtnest Neuperlach, München

Haunstetten Südwest, Augsburg