Mackensen Kaserne, Hildesheim
Entwicklung eines gemischten Wohnquartiers auf dem Areal der ehemaligen Mackensen-Kaserne
Landschaftsarchitektur:
Lavaland Landschaftsarchitekten GmbH,
TH Treibhaus Berlin
Wettbewerb 2014
Bruttobauland 117.000 qm
Nettobauland 73.519 qm
BGF Gesamt 93.000 qm
Wohneinheiten 487
Der städtebauliche Entwurf verknüpft die Urbanität der Oststadt mit den offenen Strukturen, die im Norden und Süden den weiteren Kontext bestimmen. Da sich die unmittelbare Nachbarschaft im Norden mit einem Einzelhandelsstandort und im Süden mit großzügigen Freiflächen sehr unterschiedlich darstellt, wird eine städtebauliche Gliederung vorgeschlagen, welche diese Voraussetzungen ebenso berücksichtigt, wie die durch Bestandsgebäude und Verkehrslärm geprägte Situation am Ostrand des Gebiets.
Die Gliederung sieht im Norden einen urbanen Kopf mit einer verdichteten Bebauung, im Süden ein nach außen räumlich klar begrenztes Feld mit nach innen aufgelockerter Bebauung und im Osten eine aus der Linearität der bestehenden Kasernengebäude abgeleitete Mantelbebauung gegen den Verkehrslärm vor. Verbindendes Element aller 3 Bereiche ist ein zentraler Platz, der nicht nur den öffentlichsten Ort des Quartiers markiert, sondern über die Anbindung Goethestraße zugleich auch ein Freiraumangebot für die Bewohner der Oststadt darstellt.
Umgekehrt partizipieren die Bewohner des neuen Quartiers mittels dieser Verknüpfung an der gewachsenen Struktur der Oststadt. Um der Bedeutung dieser Verbindung Rechnung zu tragen, wird die Verlängerung der Goethestraße im Gebiet soweit verschwenkt, dass sich die Türme von St. Elisabeth unmittelbar von der östlichen Quartierseinfahrt zu erkennen geben. Zwei Baumreihen des Bestands stehen im nördlichen Teil des Kasernenareals wie zufällig im 90° Winkel dazu. Dies war Anlass genug die orthogonale Grundstruktur des gesamten städtebaulichen Entwurfs auf diesen Winkel aufzubauen.
Neben der beschriebenen Ost-West-Achse (östliche Quartierszufahrt – St. Elisabeth) wird entlang der westlichen Bestands-Baumreihe eine zentrale Nord-Süd-Verbindung vorgeschlagen, die im Norden mit einem kleinen Platz in Anbindung an den Einzelhandelsstandort Frankenstraße beginnt, jedoch von dort an nach Süden Fußgängern und Radfahrern vorbehalten bleibt. Es wird eine Raumfolge mit Einschnürungen und Aufweitungen entwickelt, die zunächst den zentralen Platz passiert, um danach in einen Grünzug zu münden, der sich nach Süden stetig verbreitert. Blickpunkte dieser Wegeachse sind der Bismarckturm auf dem Galgenberg in der Ferne und ein 6 geschossiger Wohnturm an der südlichen Grenze der ehemaligen Kaserne.
Mit den Blickpunkten Bismarckturm und St. Elisabeth verbindet sich die Identität des Quartiers mit der Identität der Gesamtstadt. Zwei kleinere Hochpunkte im Quartier helfen bei der Ausgestaltung markanter Stadträume im Innern und verleihen dem neuen Stadtquartier einen eigenen Charakter. Im Übrigen folgen die Stadträume einschließlich der beiden Hauptachsen in ihrer gestalterischen Prägung dem Profil der zuvor genannten Gliederung.
Im nördlichen urbanen Kopf sind die öffentlichen Freiräume wie die privaten Höfe räumlich stärker gefasst und voneinander getrennt als im südlichen Bereich. Der Block wird jedoch nicht vollständig geschlossen, sodass Zwischenräume eine Verbindung von privaten Höfen mit öffentlichen Straßen und Plätzen herstellen. Die 2- bis 5-geschossigen Gebäude dieses Bereichs sprechen eine städtische Sprache und verfügen je nach Möglichkeit und Lage über aktivierte Erdgeschosse. Gemeint ist eine Mischnutzung von Gastronomie, kleinteiligem Einzelhandel, sozialen Einrichtungen, Kinderbetreuung und nicht störendem Gewerbe.
Auf dem südlichen Feld schirmen im Winkel geöffnete L-förmige Baukörper das Innere vom äußeren Verkehrslärm konsequent ab. Ergänzt durch eine kleinteilige Punkt- und Zeilenbebauung ergibt sich jeweils die Form eines perforierten Us. Insgesamt öffnen sich 6 dieser Körper zum zentralen Grünzug. Damit verbindet sich das private mit dem öffentlichen Grün, obschon Privatgärten über eine Hecke zur unmissverständlichen Identifizierung verfügen. Die differenzierte Bebauung dieses Bereichs beinhaltet je nach Standort unterschiedliche Wohntypologien: Townhouses und Reihenhäuser als Eigenheimangebot mit Südgärten, exklusive Mehrfamilienhäuser als Punkt oder Zeile, sowie preiswerter Geschosswohnungsbau in der geschlossenen Flankenbebauung.
Neben den bereits beschriebenen Fuß- und Radwegeverbindungen wird sowohl das südliche Feld, wie auch der nördliche Kopf über ein Ringsystem durch den MIV erschlossen. Dabei ergänzen Stichstraßen den südlichen Ring, die mit einer Wendefläche für PKW enden. Müll- und Rettungsfahrzeuge nutzen die befahrbaren Wege im Grünzug, um mit kurzen Wegen ans Ziel zu kommen. Das Ringsystem erschließt ebenfalls die gewerbliche Mantelbebauung entlang der Senator-Braun-Allee. Durch das Versetzen der Baukörper entstehen großzügige Flächen für den ruhenden Verkehr, die vor allem für die umgenutzten Bestandsgebäude ohne Tiefgarage von Bedeutung sind.