Nachverdichtung Josefsviertel, Moers

Städtebaulicher Wettbewerb zur Nachverdichtung einer 50er-Jahre-Siedlung in Moers

Ein Projekt in Arbeitsgemeinschaft mit urbane gestalt johannes böttger landschaftsarchitekten

Wettbewerb 2013

BGF Neubau 3.212 qm
GFZ 0,62 incl. Bestand
44 neue Wohneinheiten

Nachverdichtung im Josefsviertel in Moers
Der Entwurf sieht eine behutsame wie effektive Nachverdichtung des Moerser Josefviertels mit einem Maßnahmenschwerpunkt im südlichen Abschnitt der Voßrather Straße vor. Hier bieten übergroße Abstände zwischen Straße und Bebauung das Potential für eine wirtschaftlich sinnvolle und formal integrierbare Nachverdichtung, ohne dabei wertvolle Freiräume zu zerstören.
Der vorgefundenen Riegelstruktur folgend, werden 3 neue Baukörper so platziert, dass sie bestehende Straßenzüge in ihrer räumlichen Wirkung unterstützen. Dies erfolgt sowohl an der Rheinhausener Straße im Anbau an eine geschlossene Giebelwand, wie an der Voßrather Straße mit jeweils freistehenden Gebäuden. Leicht versetzt hinter dem Bestandsbaukörper Voßrather Str. 35 wird ein 4. Baukörper vorgeschlagen, welcher den umgebenden Freiraum angemessen gliedert.
Der vorne liegende Bestandsbaukörper fällt als Vermittler zwischen den verschiedenen Dimensionen und Richtungen bereits heute positiv auf. Er diente beim Entwerfen der neuen Baukörper hinsichtlich ihrer Baumasse, Geschossigkeit und Positionierung quasi als Prototyp. Durch die heterogene bauliche Struktur des Josefviertels ist die vermittelnde Funktion der neuen Baukörper von größter Bedeutung. Mehr als je zuvor entsteht eine bauliche Einheit, die entlang der Voßrather Straße fast die Analogie eines Rückgrats annimmt. Wichtiger als die Bildung dieser vermeintlichen Form ist jedoch die Verbindung im größeren Kontext. S o vermitteln die 3-geschossigen Neubauten in idealer Weise zwischen den 2-geschossigen Eigenheimen im Norden wie im Süden und den langen 4-geschossigen Riegeln an der Voßrather Straße.

Städtebauliche Kalkulation im Wettbewerbsgebiet
Innere Erschließungsflächen 5.792,74
GRZ (inkl. Bestand) 0,37
Zahl der Vollgeschosse Neubau 3
Anzahl Wohneinheiten Neubau 4 x 11 = 44
Wohnungsgrößen 40,25 – 59,50
Neue Wohnfläche insgesamt 4 x 518 = 2.072
Spielplatzflächen 2.076,56
Anzahl Mietergärten 23 je ca. 70 qm
GFZ (inkl. Bestand) 0,62
Flächen für Entsorgung 3 x 40 qm
Stellplätze öffentlich 77
BGF Neubau 4 x 803 = 3.212

Freiraumkonzept
Wir interpretieren den Siedlungsraum des Josefsviertels als eine Landschaft mit zwei wesentlichen Atmosphären. Zum einen weitläufige Erschließungsräume, die eine gute Orientierung bieten, zum anderen innenliegende parkähnliche Grünräume, die erheblich vom alten Baumbestand profitieren.
Beiden Atmosphären möchten wir mehr Prägnanz und zusätzliche Aufenthaltsqualität geben.
Die Voßratherstraße wird in eine Mischverkehrsfläche gewandelt. Hier wird der überwiegende Anteil der notwendigen Stellplätze angeboten. Die neuen Baukörper und entlang der Straße eingefügte kleinkronige Bäume ergeben einen dichteren Rythmus gegenüber der Bestandssituation. Eine besondere Situation ergibt sich an den Stellen, wo die fließenden Grünräume an die Erschließungen münden. Angelehnt an die bestehende Kirschbaumreihe schlagen wir wegbegleitende Baumachsen vor, die in diesen Zugangsbereichen Maßstab und Richtung vermitteln.
Die parkartigen Grünräume werden mit Mietergärten ergänzt. In Reaktion auf Sichtlinien und Baumbestand entstehen mehreckige Körper, die im Inneren und an Ihren Kanten neue Qualitäten erzeugen.

Das Wegesystem wird durch Aufenthaltsräume ergänzt und in seiner Verbindungsfunktion verstärkt.
Der Spielplatz der Kategorie A wird am alten Platz neu gestaltet; er beinhaltet auch die wichtigsten neuen Verbindungen und Freiräume, die als Quartierszentrum dienen können. Besonders das zentrale dreieckige Bühnenelement kann in Verbindung mit den Gemeinschaftsräumen des Neubaus vielfältige soziale Funktionen abdecken.
Das Josefsviertel bleibt vielfältig und unterschiedlich, die Nachverdichtung ist geeignet Binnenqualitäten zu erzeugen und so eine nachhaltige Quartiersidentität zu stiften.

Neue Baukörper im Josefsviertel
Alle 4 neuen Baukörper im Wettbewerbsgebiet sind gleich groß und folgen demselben Grundrissschema. Sie enthalten jeweils 11 altersgerechte Wohneinheiten und einen Gemeinschaftsraum. Dabei handelt es sich pro Gebäude um 3 Zwei-Personen-Haushalte und 8 Ein-Personen-Haushalte. Die Wohnungen sind stets nach Süden, Westen oder Südwesten orientiert, was in Bezug auf die Bauplätze zumeist eine Ausrichtung auf eine Verkehrsfläche bedeutet. Da es sich um verkehrsmäßig gering belastete Straßen bzw. Mischverkehrsflächen handelt, überwiegt der positive Aspekt der sozialen Kontrolle und Kontaktaufnahme. Der Schutz der Privatheit erfolgt in den Erdgeschossen über eine Hochparterre-Lösung. Ein Durchladeaufzug ermöglicht die barrierefreie Erschließung aller Geschosse. Das jeweils auf der Nord- oder Ostseite liegende Treppenhaus entwickelt sich ähnlich einem Laubengang längs der Fassade, ist aber ein umschlossener Innenraum. Die sich aus der flächenwirtschaftlichen Vierspänner-Organisation ergebende Großzügigkeit dieser Erschließungsfläche, ist ein Mehrwert, der aus dem Treppenhaus eine attraktive Kommunikationszone macht. Dieser Aspekt spielt vor allem im Erdgeschoss eine große Rolle, wo zwischen Haupteingang, Gemeinschaftsraum und vorgelagerter Platzfläche eine starke räumliche Beziehung hergestellt wird.

Städtebau


Werthviertel Neuwied

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