Pallotti Quartier, Rheinbach
Entwicklung des ehememaligen
Vinzenz-Pallotti-Kollegs
Landschaftsarchitektur:
hermanns landschaftsarchitektur/umweltplanung
Nichtoffener Wettbewerb 2019
Anerkennung
Bruttobauland: 4,6 ha
GF Gesamt: 46.671 qm
GF Wohnen: 31.889 qm
Der Entwurf für das Pallotti Quartier vermittelt in Körnung und Dichte zwischen dem benachbarten Stadtkern und den umgebenden Eigenheimstrukturen. Es wird eine Bebauung mit durchschnittlich 3 Vollgeschossen vorgeschlagen. Das leichte Wechselspiel der Gebäudehöhen gibt dem Quartier zusammen mit den klar ausgebildeten Stadträumen eine eigenständige urbane Identität. Zentrales Element des Quartiers ist der mittig angelegte Platz, dessen Position und Gestaltung ein Höchstmaß an Öffentlichkeit innerhalb des Quartiers erzeugt. Der Platz fungiert darüber hinaus als Gelenk auf der Wegeachse zwischen dem Himmeroder Wall im Westen und der Schützenstraße im Osten, sowie dem Drosselweg und dem Nachtigallengrund im Süden und der Ramershovener Straße im Norden.
Organisation
Das Quartier entwickelt sich vom Platz ausgehend nahezu sternförmig in alle Richtungen und nutzt dabei den verwinkelten Grundstückszuschnitt optimal aus. Unmittelbar um den Platz gruppieren sich verschiedene Wohnhöfe. Westlich des Platzes befindet sich der Hof für die Pallotiner, welcher sich nach Norden zur Kirche öffnet. Die Kirche soll in Zukunft als Kolumbarium genutzt werden, damit ihre prägende Gestalt nahezu unverändert bleiben kann. Der markante Glocken-Turm wird dabei für das Quartier identitätsstiftend in Szene gesetzt. Östlich und südlich des Platzes ermöglichen Wohnhöfe gemeinschaftsorientierte Wohnkonzepte. Neben dem Blick auf den Glockenturm der Kirche gestattet die Geometrie der Höfe vom Platz aus einen Blick in die Achse der Marienkapelle. Diese steht nun eingebettet in einer öffentlichen Grünfläche mit räumlicher Fassung auf 3 Seiten. Die mit Spielplatz und Retentionsraum ausgestattete Grünfläche öffnet sich nach Süden zum naturnah gestalteten Gräbbach. Hier schafft eine neue Fußgängerbrücke einen unmittelbaren Zugang zum Drosselweg, wodurch der öffentliche Charakter der Grünfläche hervorgehoben wird und die Insellage überwunden werden kann. Westlich der Grünfläche stellen kleinteilige Mehrfamilienhäuser in Verbindung mit 3 Reihenhauszeilen einen Übergang zur angrenzenden Eigenheimbebauung am Stadtpark dar. Schnittstelle zwischen diesem kleinteilig bebauten Bereich im Westen und den Wohnhöfen am Platz bildet die Kita als integrierte Lösung mit Wohnungen in den Obergeschossen. Die Winkelform gibt der großen Außenspielfläche räumlichen Halt und formuliert nach außen eine körperliche Präsenz. Zwischen bestehender Sporthalle und neuer Grünfläche ist die Kita auch funktional optimal positioniert. Als weitere Sonderfunktion wird für das Grundstück Pallottistraße 1 einschließlich dem unter Denkmalschutz stehenden Bestandsgebäude eine Pflegeeinrichtung vorgeschlagen. Der Zugang soll von der Kirchenseite über eine entsprechend gestaltete Freifläche erfolgen.
Typologie
Die prägnanteste Typologie im Quartier bilden die zu einer Seite stets geöffneten Höfe um den Platz. Es handelt sich dabei um Mehrfamilienhäuser als 2- und 3-Spänner mit einer Tiefe von 13,5 Metern und 3 Geschossen plus Staffel. Weitere Typologien im Quartier sind Riegel als 3 geschossige Mehrfamilienhäuser oder als 2-3 geschossige Reihenhäuser. Beabsichtigt ist eine kubische Architektur, deren mineralische Fassaden von großzügigen Loggien und Fensteröffnungen gegliedert werden. Durch die vorgeschlagenen Staffelgeschosse stehen den Bewohnern neben den Loggien zahlreiche Dachgärten- und Terrassen als privater Außenraum zur Verfügung.
Verkehr
Die MIV-Erschließung des Quartiers erfolgt primär über die Pallottistraße, welche von Norden aus nur noch bis auf die Höhe der Kita befahren werden kann. Über die Schützenstraße führt lediglich die Zufahrt in die östliche Tiefgarage. Eine Einfahrt in das von Mischverkehrsflächen geprägte Straßensystem des Quartiers ist von hier nicht vorgesehen. Die Erschließung von Süden über die Neugartenstraße beschränkt sich auf den westlichen Teilbereich mit der kleinteiligen Bebauung. Alle privaten Stellplätze wurden nach Möglichkeit in Tiefgaragen untergebracht. Lediglich die Reihenhäuser verfügen über ebenerdige Stellplätze auf den Grundstücken.
Freiraum
Mit dem zentralen Platz und der Grünfläche um die Kapelle stehen den Bewohnern des Quartiers innerhalb ihrer unmittelbaren Wohnumgebung zwei unterschiedliche Freiraumqualitäten mit öffentlichem Charakter zur Verfügung. In Verbindung mit der durch Hecken gegliederten privaten Gartenlandschaft und den verkehrsberuhigten Straßen entsteht ein attraktives Wohnumfeld für alle Generationen.
Ökologie
Die vorgeschlagene Bebauung besteht aus kompakten Gebäudetypen, die mit kleinem Oberflächen-/Volumenverhältnis niedrige Baukosten und geringe Energieverbräuche erwarten lassen. Die Flachdachflächen bilden die Basis für eine aktive thermische und photovoltaische Sonnenenergienutzung unter Einbeziehung einer extensiven Begrünung. In Verbindung mit einem Nahwärmekonzept ergäbe sich die Möglichkeit der solaren Unterstützung der Wärmeversorgung und mit Photovoltaik-Anlagen können die elektrischen Energieverbräuche regenerativ gedeckt werden. Bei entsprechender Dimensionierung der Photovoltaik-Anlagen könnte in dem Neubaugebiet der Plusenergiestandard für das Gesamtensemble erreicht werden. Die weitgehende Begrünung unter Einbeziehung von Dach- und Fassadenflächen schafft ein angenehmes Mikroklima und ist in Kombination mit der Versickerung des Regenwassers ein Beitrag zur nachhaltigen Siedlungsentwicklung.