Urbane Werte, Ghlin-Mons (Belgien)
Europan 8, Standort Ghlin-Mons, Belgien
Entwurf eines Wohnquartiers auf dem
Standort einer abbruchreifen Hochhaussiedlung
Wettbewerb 2005/06
Plangebiet: 89.000 m2
bebaute Grundfläche: 22.247,39 m2
Geschossfläche: 54.058,80 m2
Verkehrsfläche: 27.788,28
GRZ 0,36 GFZ 0,88
Das auf Wachstum und Veränderung ausgelegte städtebauliche Konzept kommt ohne Zentrum aus. Es gibt weder einen zentralen Platz, noch privilegiert herausgestellte Solitärbauten. Entsprechend der Autonomie der Parzellen, welche den fortwährenden Zustand einer gleichzeitig immer und nie fertigen Stadt erlauben, erfolgt die Befriedigung des kollektiven Bedürfnisses nach Versorgung in linearer Dezentralität entlang des Boulevards. Nach dem „Magnetismus der Kante“ erreicht die Bebauung hier ihre höchste Dichte. Somit lässt sich die zu erwartende Morphologie in 2 Urtypen des Städtebaus differenzieren:
Der Strip - ein vom Maßstab unabhängiges Organisationsprinzip, dass in jedem Straßendorf der Welt ebenso funktioniert wie entlang der gleichnamigen Straße in Las Vegas.
Die Wucherung - unkontrolliertes Wachstum als die unmittelbarste städtische Entwicklungsform, die aufgrund ihrer Ungerichtetheit vielfältige Stadträume ermöglicht.
In Analogie zu Organisationsstrukturen aus der Welt der Zytologie erklärt sich die grundsätzliche Organizität des Ansatzes, ohne formal organisch zu erscheinen. Hier ist es vor allem die auf Pragmatismus gestützte Strategie der privaten (Par)-Zelle, die diese Analogie erklärt. Die jenseits der Rue de Mons gelegene Arbeitersiedlung gibt nicht nur ein Beispiel für eine vor Ort funktionierende Struktur, sondern ist kleinmaßstäbliches Modell eines Entwurfs, den es nun in eine städtebauliche Dimension zu übertragen gilt. Gemeint ist das Prinzip eines größeren Vorderhauses an der Straße, dass durch zahlreiche in Eigeninitiative errichtete Anbauten auf der Gartenseite zwar an Form verloren, jedoch an Charme und Lebensqualität gewonnen hat.