Stuttgart Rosenstein

Transformation der ehemaligen Bahnflächen
zu einem neuen Stadtteil

Landschaftsarchitektur:
toponauten landschaftsarchitekturGesellschaft

Verkehrsplanung:
Obermeyer Planen + Beraten

Energiekonzept:
EGS-plan Ingenieurgesellschaft

Internationaler, offener Wettbewerb 2019
2. Phase

Bruttobauland: ca. 85 ha

Wohnungsbau: 561.368 qm BGF
Gewerbliche Nutzungen: 167.274 qm BGF

Identität: Der städtebauliche Entwurf ergänzt sowohl das Europaviertel, wie das Nordbahnhofviertel und verklammert beide zum neuen Stadtteil Rosenstein. Die Identität des Stadtteils wird wesentlich durch eine Vielzahl von Kultur- und Bildungseinrichtungen sowie durch den vergrößerten Rosensteinpark geprägt. Alle Kultur- und Bildungseinrichtungen markieren als Solitär in unterschiedlicher Form wichtige Schnittstellen zum umgebenden Freiraum, sodass sich der besondere Stellenwert von Kultur und Bildung unmittelbar vermittelt. Hierbei spielt der Erhalt und die Transformation zahlreicher Elemente aus der Zeit der Bahnnutzung eine große Rolle.

Hochkultur: So soll der denkmalgeschützte Lokschuppen das Lindenmuseum aufnehmen. In den Nebenanlagen des Lokschuppens bietet sich sowohl die Unterbringung des Hauses der Kulturen, wie des Hauses der Religionen an. Der Rosensteinpark erhält damit einen weiteren Magneten für die Öffentlichkeit, welcher die bestehende Museumslandschaft mit dem Schloss Rosenstein und dem Naturkundemuseum ergänzt. Neben diesem kulturellen Schwerpunkt im Norden wird im Süden mit dem Neubau der Musikhalle und des Kongresszentrums am Manfred-Rommel-Platz ein zweiter Schwerpunkt vorgeschlagen. Die punktuell hohe Besucherfrequenz beider Einrichtungen kann über die unmittelbare Anbindung an den neuen Hauptbahnhof ideal aufgefangen werden. Damit spannt sich der neue Stadtteil zwischen zwei Feldern der Hochkultur auf, welche über den Schlossgarten signifikant verklammert werden.

Sub- und Alltagskultur: Neben der Hochkultur ergänzt ein breites Angebot an Sub- und Alltagskultur das Spektrum des kulturellen Lebens. Im Nordwesten werden die Wagenhallen zu einem Kulturzentrum ausgebaut und im Kontext der Erweiterung des Nordbahnhofviertels stadträumlich eingebunden. An der langen Südostseite des Viertels zum Schlossgarten werden zahlreiche technische Bauwerke zu subkulturellen Zwecken umgenutzt. Das beginnt im Nordosten mit der Umnutzung des Rosensteintunnels zu einem Club und setzt sich fort mit dem weitgehenden Erhalt des Höhenversprungs einschl. der Substruktionen und der Einfügung subkultureller Nutzungen in die Zwischenetage mit integrierter Erschließung von oben und unten. Die Erschließung von oben soll über die Halle der Wartungswerkstatt erfolgen, welche nach Abriss der Seitenwände und des Büro- und Werkstatttrakts lediglich als Überdachung für eine langgezogene Freifläche fungiert. Die Freifläche eignet sich beispielsweise für Flohmärkte. Sie ist eingebunden in die großzügige Freifläche, welche nun als Rosensteinterrasse eine Besonderheit unter den Stadträumen in der gesamten Stadt darstellen wird. Das weiter südwestlich gelegene Überwerfungsbauwerk bleibt ebenfalls erhalten und soll Proberäume für Musiker aufnehmen. Hinsichtlich der Alltagkultur gibt es mit der Stadtbibliothek und dem UFA-Kino bereits zwei übergeordnete Bausteine.

Bildung: Rosenstein erhält an zentraler Stelle zwischen Europaviertel und Nordbahnhofviertel einen Schulcampus, der von jedem Ort des neuen Stadtteils gut erreichbar ist. Der zweite Schulcampus bezieht sich von seiner Reichweite mit Lage am ÖPNV-Knotenpunkt Nordbahnhof sogar auf den gesamten Stuttgarter Norden. Neben den beiden Campusanlagen ergänzen 3 Grundschulen verteilt im Nordbahnhofviertel das Bildungsangebot im neuen Stadtteil.

Parkanlagen: Der Rosensteinpark wird vor dem Schloss Rosenstein im Übergangsbereich zum unteren Schlossgarten großzügig erweitert. Die Erweiterung reicht bis auf die Höhe des südwestlichen Tunnelmunds der Cannstatter Straße, sodass sich eine unmittelbare Sicht- und Wegebeziehung vom Rosensteinpark zum Park der Villa Berg ergibt. Zudem erhält der untere Schlossgarten auf der Höhe des Fußgängerstegs an der Heinrich-Baumann-Straße eine Erweiterung nach Nordwesten, wodurch eine Wegebeziehung für Fußgänger von der Eckartstraße bis zur Hackstraße hergestellt werden kann. Wesentlich für die Attraktivität des Schlossgartens ist in diesem Zusammenhang jedoch der neue Anbindung nach Nordwesten und die Möglichkeit eines Rundwegs über die Eckartstraße zum Pragfriedhof, den Eckartshaldenweg zum Höhenpark Killesberg vorbei am Egelsee und dem Leibfriedschen Garten zum Rosensteinpark.

Quartiere: Die neuen Quartiere verstehen sich als Ergänzungen zum Europaviertel und dem Nordbahnhofviertel, jedoch erfolgt die Fortschreibung über eine urbane Programmierung, welche konsequent auf vertikale wie horizontale Nutzungsmischung setzt. Die Nutzungsmischung hilft beim Verklammern der unterschiedlich geprägten Bestandskerne indem sie einen offenen und anpassungsfähigen Rosenstein-Code definiert. Zwischen Budapester Platz und Milchhof wachsen beide Siedlungsschwerpunkte in Gelenkform zusammen. Signifikante Elemente des baulichen Gelenks bilden die 4 bestehenden Hochhäuser an der Mönchstraße, welche um einen fünften Turm jenseits der Nordbahnhofstraße ergänzt werden und der neue zentrale Schulcampus, dessen Frequentierung von beiden Seiten erfolgen soll.

Stadträume: Der neue Stadtteil besticht neben dem großen Kultur- und Bildungsangebot und der urbanen Programmierung über die Vielfalt der angebotenen Freiräume. Die Rosensteinterrasse ist mit dem erhaltenen Dach der ehemaligen Wartungswerkstatt der prägnanteste Freiraum des neuen Stadtteils. Es handelt sich dabei um den östlichen Endpunkt eines ganzen Freiraumsystems, welches den Stadtteil als innere Organisation des urbanen Lebens durchzieht. Das System gleicht in der Form einer Forke. Ausgehend vom Manfred-Rommel-Platz im Süden entwickelt sich eine Platzfolge durch die Mittelachse des ergänzten Europaviertels mit verschiedenen Blickrichtungen nach Osten und Westen. Der Cityring wird mit einer Brücke überquert, wobei sich der Weg leicht verschwenkt und sich entlang der Nordwestseite des Schulcampus bis zum Eingang in den unteren Schlossgarten fortsetzt. Nun folgt der Weg dem ehemaligen Bahnbogen bis zum Platz an der Mittnachtstraße. Hier vergabelt sich der Weg in Richtung Norden zunächst nach Ost und West. In Richtung Osten führt der Weg zum zentralen Platz des östlichen Ergänzungsquartiers, um sich dort wiederum nach Norden in Richtung Lindenmuseum oder weiter nach Osten zur Rosensteinterrasse zu verzweigen. Folgt man der Mittnachtstraße nach Westen, erreicht man zunächst die Nordbahnhofstraße, welche zum Naturkundemuseum im Rosensteinpark führt. Entscheidet man sich, den Weg nach Westen über die Nordbahnhofstraße fortzusetzen, erreicht man einen kleinen Platz zwischen Mahnmal, Friedhof und neuer Bebauung. An dieser Stelle knickt der Weg nach Nordwesten ab und erreicht mit den Wagenhallen wiederum ein kulturelles Ziel.

Verkehr: Rosenstein zeichnet sich durch ein differenziertes Verkehrssystem aus, welches primär auf die Verbindung zwischen dem zuvor bezeichneten Fußwegesystem und dem bereits geplanten ÖPNV-Netz setzt. Ergänzend zur „Forke“ der inneren Fußwege-Organisation wird ein „Y“ der Fahrradschnellwege vorgeschlagen. Der am Rande des Schlossgartens verlaufende Fahrradschnellweg beginnt im Süden auf der Höhe des Hauptbahnhofs und teilt sich im Bereich des zentralen Schulcampus in Richtung Nordwesten über den Pragtunnel nach Feuerbach und nach Nordosten weiter entlang der Parkkante über den alten Rosensteintunnel nach Bad Cannstatt. Der MIV spielt für die Mobilität der Bewohner des neuen Stadtteils keine tragende Rolle, obschon jeder Teilbereich auch über den MIV erschlossen ist. Insgesamt werden für Besucher wie für Bewohner 3 Quartiersgaragen angeboten, sodass Tiefgaragen nur ergänzend in Einzelfällen nötig sind. Alle Quartiersgaragen und ÖPNV-Haltepunkte sind mit intermodalen Mobilitätspunkten zur Vernetzung mit Car- und Bikesharing ausgestattet.

Energie: Die Wärmeversorgung im Quartier erfolgt emissionsfrei über dezentrale Wärmepumpen in den Gebäuden. Als Wärmequelle dient ein zentrales kaltes Nahwärmenetz (KNW), das alle Bereiche des Quartiers miteinander verbindet. Für die Regeneration des KNW wird in den Sommermonaten vor allem auf Abwärme aus dem angrenzenden Europaviertel verwendet. Ergänzend kommt im nördlichen Teilbereich eine Wasserstoffelektrolyse zum Einsatz, die aus lokalem PV-Strom und regionalem Ökostrom grünen Wasserstoff (H2) erzeugt. Die Abwärme aus diesem Prozess wird für die ganzjährige Regeneration des KNW genutzt. Durch diese Systemkonstellation kann im KNW auf den Einsatz von Kältemitteln verzichtet werden, die im sensiblen Mineral- und Heilwassergebiet nicht zugelassen sind. Ein saisonaler Großspeicher (mittlerer Bereich) gleicht bedarfsgerecht die Energiebilanz zwischen sommerlichem Wärmeangebot und winterlichem Wärmebedarf im KNW aus. Photovoltaik wird flächendeckend auf allen Gebäuden im Quartier installiert (Ziel: EnergiePlus). Der erzeugte Solarstrom wird in den Gebäuden direkt zur Stromversorgung genutzt. Zentrale Stromspeicher ermöglichen die Solarstromnutzung in den Abendstunden und sorgen für einen stromnetzdienlichen Betrieb. Stromüberschüsse aus erneuerbaren Energien finden in der Elektromobilität und bei der H2-Herstellung im Elektrolyseur Verwendung. Regenerativ erzeugter H2 steht als emissionsfreier Treibstoff der Mobilität im Bereich des ÖPNV zur Verfügung oder kann durch eine H2-Tankstelle für den Individualverkehr zugänglich gemacht wird. Mittelfristig können durch eine H2-Einspeisung in das Gasnetz auch Bestandsquartiere im Stuttgarter Kessel durch diesen Ansatz profitieren. Ein übergeordnetes Energiemanagement sichert den sektorenübergreifenden Betrieb der einzelnen Anlagen im Quartier (Smart Grid). Der integrale Versorgungsansatz dient dabei als elementarer Baustein für das Erreichen eines klimagerechten Quartiers und bei der Urbanisierung der Energiewende.

Städtebau


Münchner Nordosten

Alter Leipziger Bahnhof, Dresden

Quartiersentwicklung Weihersberg, Stein

Gartenschau 2029, Vaihingen an der Enz

Nördlich Osttor, Münster-Hiltrup

Quartiersentwicklung Reichenhalden, Empfingen

Biotechnologie-Campus, Mainz

Baugebietsentwicklung Kalverdonk, Meerbusch

Stadtquartier Nierstein, Jülich

Quartiersentwicklung Stapfel West, Balingen

Werthviertel Neuwied

Fennpfuhler Tor, Berlin

Gewerbliche Entwicklung Flughafen Essen-Mülheim

Lange Rekesweg, Göttingen

Dreilingsweg München

Nägelesee-Nord, Gundelfingen

Itterhöfe Hilden

Kardelquartier, Baienfurt

Allgäuer Tor Memmingen

Gesamtschule Nord+, Kassel

Quartier Mühlbachäcker, Tübingen

Schönefeld-Nord

Wohnquartier am Medienberg, Mainz

Rauher Kapf West, Böblingen

Steinbruch Nord, Beckum

Bahnhofspark Stuttgart-Zuffenhausen

Möhl-Areal, Köln-Dellbrück

Malerviertel III, Dormagen

Köln-Kreuzfeld: 4 Quartiere – ein Veedel

Niersenbrucher Höfe, Kamp-Lintfort

Tobias-Mayer-Quartier, Esslingen

Am Sandhaus, Berlin-Buch

Breewiese Marl

Metro-Campus Düsseldorf

Gallus-Quartier, Tübingen-Derendingen

Am alten Güterbahnhof, Duisburg

Stuttgart Schafhaus

Schuberthöfe, Köln

Leidenhausener Gärten, Köln

Sparkassanareal Cappeler Straße, Marburg

Frankfurter Nordwesten

Regnitzstadt Erlangen

Bühl III, Lörrach

Uni (kommt) in die Stadt, Siegen

Jüchen-West

Landpartie Landau

Stadtnest Neuperlach, München

Haunstetten Südwest, Augsburg

Landesgartenschau Leinefelde-Worbis

Bieber Waldhof West, Offenbach