Quartier Mühlbachäcker, Tübingen

Entwicklung eines gemischten Verwaltungsquartiers im Tübinger Süden

Wettbewerb 2022
1. Preis

Projektpartner: NUWELA

Bruttobauland: ca. 15 ha

Identität + Verbindung
Mit der Entwicklung der Mühlbachäcker zwischen der Zollern-Alb-Bahn und der Derendinger Straße schließt sich in Tübingen erstmals der städtebauliche Zusammenhang vom Schlossberg bis nach Derendingen. Damit kommt der Derendinger Straße als einziger direkter Straßenverbindung eine neue Bedeutung zu, obwohl nur wenige Neubauflächen an der Straße liegen. Umso wichtiger sind die Schnittstellen und Eingangsbereiche ins Innere des Quartiers, wo entlang der Konrad-Adenauer-Straße und der Wilhelm-Keil-Straße neue Adressen mit Bezug zur Mühlbachaue ausgebildet werden. Der zentrale Landschaftsraum bildet das identitätsstiftende Herz des neuen Quartiers und fungiert als städtebauliches Rückgrat. Die Mühlbachaue übernimmt in ihrer Linearität zudem eine verknüpfende Funktion für Fußgänger und Radfahrer von der Altstadt und dem Bahnhof im Norden nach Derendingen und dem neuen Siedlungsgebiet Saiben im Süden. Der Entwurf greift darüber hinaus jede weitere Möglichkeit der Vernetzung auf, jedoch sind die Anbindungen in Ost-Westrichtung aufgrund der Barrierewirkung der Bahntrasse im Westen und der Gewerbeflächen im Osten beschränkt. So ergeben sich vor allem im Norden und im Süden Knotenpunkte zur Quervernetzung, auf die der Entwurf mit Plätzen einschl. urbaner Erdgeschossnutzungen reagiert. Im Norden handelt es sich um einen Platz zwischen der Schellingstraße und der Mühlbachäckerstraße, welcher dem Mobilityhub mit Repaircafe zugeordnet wurde. Im Süden ist der Platz an der Einmündung der Himmelwerkstrasse in die Bachaue dem Nahversorgungszentrum auf dem S&K-Grundstück vorgelagert. Beide Plätze vermitteln in ihrer Geometrie und Gestaltung zwischen den vielfältigen Richtungen, welche hier zusammenkommen.

Struktur + Urbanität
Der städtebauliche Entwurf befreit den Ort von seiner Monofunktionalität und schenkt ihm eine seinem Potential entsprechende urbane Struktur. Hierzu wurde der geschwungene Verlauf der Konrad-Adenauer-Straße und der Wilhelm-Keil-Straße aufgegriffen und zu einer mehr oder weniger offenen Blockstruktur mit verschiedenen Sonderformen und einem hohen Grad Anpassungsfähigkeit an die jeweilige Situation fortgeschrieben. Es handelt sich damit gleichwohl um eine robuste wie undogmatisch flexible Struktur. Der hohe Grad an Anpassungsfähigkeit besteht hinsichtlich der Belegung der Baufelder mit unterschiedlichen Typologien. Hier soll nachhaltig funktionale Flexibilität sichergestellt werden. Die Robustheit geht vom urbanen Gerüst aus, welches die grundsätzliche Morphologie, die Widmung der öffentlichen Räume und die „Aktivierung“ verschiedener Erdgeschosszonen festlegt.

Maßstab + Nutzung
Hinsichtlich der Nutzung gliedert sich das Quartier in einen von Behörden und Verwaltungseinheiten geprägten nördlichen und einen durch Wohn- und Mischnutzung geprägten südlichen Teil. Dabei stellt der südlichen Teil den Übergang zum Stadtteil Derendingen her, welcher mit diesem verschmilzt. Folglich wird in diesem Bereich das neue Nahversorgungszentrum sowie eine Kita vorgesehen. Die neuen baulichen Strukturen vermitteln in Höhe und Dichte zwischen den großmaßstäblichen Behördenbauten im Norden und den kleinteiligen Wohnstrukturen Derendingens. Dabei orientieren sich die neuen Behörden und Verwaltungsbauten an ihren nördlichen Nachbarn und stellen einen fließenden Übergang zur neuen Wohnbebauung her, welche im Zentralbereich ebenfalls bis zu 7 Geschosse erreicht. Von dort aus staffelt sich die Bebauung im Übergang zu den bestehenden Wohngebäuden auf 3 Geschosse herunter, sodass eine zusammenhängende Einheit als größeres Ganzes entsteht.

Freiraum + Wasser
Herzstück des neuen Quartiers ist die zu einem Auenpark gestaltete Landschaft des Mühlbachs. Das Wasser spielt auch bei der Gestaltung der beiden Plätze eine entscheidende Rolle. Mit langen Bänken entlang der Wasserlinien entstehen Orte von hoher Aufenthaltsqualität. Hierdurch kann die atmosphärische Qualität des Gewässerlaufs unmittelbar in das Leben und den Alltag des Quartiers verankert werden. Den Plätzen sind zudem Spielbereiche in den angrenzenden Grünflächen des naturnah gestalteten Auenparks zugeordnet. Die topografische Gestaltung führt das anfallende Regenwasser über offene Rinnen in die Freiflächen des Auenparks, wo es dezentral zurückgehalten und versickert werden kann. Bei Starkregenereignissen dienen weitere Flächen in den Grünräumen als Versickerungsvolumen, sodass eine vollständige Versickerung des anfallenden Regenwassers im Bereich des Wohnquartier sichergestellt ist. Ziel ist es, das gesamte Regenwassersystem in seinem nachhaltigen Ansatz sicht-, nutz- und erlebbar zu machen. Auch das Abwasser des Quartiers wird lokal aufbereitet und in den Energiekreislauf eingebunden.

Innere + äußere Erschließung
Ein attraktives Nahmobilitätsnetz verknüpft den Mobilityhub als multimodalen Knotenpunkt im Norden mit allen Teilbereichen des Quartiers einschl. weiterer Haltepunkte des ÖV. Insofern wird hier zwischen der inneren und äußeren Erschließung unterschieden. Mobilityhub und ÖV-Haltepunkte bilden die wesentlichen Schnittstellen zwischen der inneren und äußeren Erschließung, welche im Sinne eines autoarmen Quartiers klar voneinander getrennt werden. Die primäre Anbindung an das öffentliche Verkehrsnetz erfolgt über die Regionalbahnhaltepunkte. Ergänzend verkehren Buslinien und sorgen für eine lückenlose Abdeckung. Die Busse stellen zudem eine Verknüpfung zu den benachbarten Stadtteilen her, welche nicht über den Schienenverkehr erreichbar sind. Um eine möglichst autoarme Mobilität sicherzustellen, wird der MIV an den äußeren Schnittstellen über den Mobilityhub im Norden und Tiefgaragen im Süden abgefangen. Umso mehr Bedeutung erhält das Radwegenetz. Die Hauptachsen bilden die Wilhelm-Keil-Straße als Fahrradstraße und die Himmelwerkstrasse. Hierüber wird auch eine Anbindung an das Zentrum sowie das regionale Radwegenetz mit Verbindungen ins Umland sichergestellt. Um die Nahmobilität bestmöglich zu fördern sind ausreichend dimensionierte und optimal platzierte Rad- und Lastenradabstellanlagen sowie dezentrale Mobilpunkte vorgesehen. Die Radstellplätze am neuen Bahnhaltepunkt sind als Bike&Train Anlage optimal integriert, um einen attraktiven Übergang vom Rad in die Bahn sicherzustellen. Für eine zeitgemäße Mobilität mit geringem MIV-Anteil sollten Tickets und Sharing-Zugänge allen neuen Bewohnern und Beschäftigten automatisch zur Verfügung gestellt werden.

Städtebau


Münchner Nordosten

Alter Leipziger Bahnhof, Dresden

Quartiersentwicklung Weihersberg, Stein

Gartenschau 2029, Vaihingen an der Enz

Nördlich Osttor, Münster-Hiltrup

Quartiersentwicklung Reichenhalden, Empfingen

Biotechnologie-Campus, Mainz

Baugebietsentwicklung Kalverdonk, Meerbusch

Stadtquartier Nierstein, Jülich

Quartiersentwicklung Stapfel West, Balingen

Werthviertel Neuwied

Fennpfuhler Tor, Berlin

Gewerbliche Entwicklung Flughafen Essen-Mülheim

Lange Rekesweg, Göttingen

Dreilingsweg München

Nägelesee-Nord, Gundelfingen

Itterhöfe Hilden

Kardelquartier, Baienfurt

Allgäuer Tor Memmingen

Gesamtschule Nord+, Kassel

Schönefeld-Nord

Wohnquartier am Medienberg, Mainz

Rauher Kapf West, Böblingen

Steinbruch Nord, Beckum

Bahnhofspark Stuttgart-Zuffenhausen

Möhl-Areal, Köln-Dellbrück

Malerviertel III, Dormagen

Köln-Kreuzfeld: 4 Quartiere – ein Veedel

Niersenbrucher Höfe, Kamp-Lintfort

Tobias-Mayer-Quartier, Esslingen

Am Sandhaus, Berlin-Buch

Breewiese Marl

Metro-Campus Düsseldorf

Gallus-Quartier, Tübingen-Derendingen

Am alten Güterbahnhof, Duisburg

Stuttgart Schafhaus

Schuberthöfe, Köln

Leidenhausener Gärten, Köln

Sparkassanareal Cappeler Straße, Marburg

Frankfurter Nordwesten

Regnitzstadt Erlangen

Bühl III, Lörrach

Uni (kommt) in die Stadt, Siegen

Jüchen-West

Landpartie Landau

Stadtnest Neuperlach, München

Haunstetten Südwest, Augsburg

Landesgartenschau Leinefelde-Worbis

Bieber Waldhof West, Offenbach

Der neue Stöckach, Stuttgart