Alter Leipziger Bahnhof, Dresden
Konversion der zentralen Fläche
zu einem belebten Stadtquartier
Landschaftsarchitektur:
Rehwaldt Landschaftsarchitekten
Wettbewerb 2024
3. Preis
Plangebiet: 27 ha
IDEE
Zentrale Teile der heutigen Brachlandschaft werden in ein vielfältiges Freiraumkontinuum verwandelt, in dem die Spuren der ehemaligen Nutzungen sichtbar bleiben. In der Mitte entsteht ein großzügiger Freiraum als Aneignungspark, an dem die neuen wie die bestehenden Bewohnenden gleichwohl teilhaben können. Der Freiraum fungiert darüber hinaus als städtebauliches Gelenk zwischen dem alten Bahnhof mit dem Zollhof im Süden und dem nördlichen Areal der früheren Steingutfabrik und des ehemaligen Schlachthofs. Dort entsteht mit dem Puschkinquartier ein gemischtes Quartier zum Leben und Arbeiten, womit sich die Frage nach der Identität stellt. Der Entwurf erhält vor diesem Hintergrund auch viele nicht denkmalgeschützte Gebäude und greift die gewachsene Struktur einschließlich der vorhandenen Typologien auf. Er setzt auf eine schrittweise Transformation, welche sich zudem als nachhaltige Lösung erweist. Der Namensgeber ist über den Platz und den Club bereits verortet, bietet aber als Pionier der Moderne mit seinem interkulturellen Background weiteren Anlass für diese Widmung.
PUSCHKINQUARTIER
Im Zentrum des neuen Quartiers wird die Eventspange mit einer Markthalle im Südwesten ergänzt und über eine an der Leipziger Straße beginnende Platzfolge mit einem vielfältigen Angebot von kleinteiligem Einzelhandel und Gastronomie zur Quartiersmitte weiterentwickelt. Südlich und nördlich flankieren gewerbliche Nutzungen mit aktiven Erdgeschossen die Spange, um einen Lärmschutz zu den neuen Wohnstandorten herzustellen - so können die Event- und Konzertnutzungen erhalten bleiben. Außerhalb der Eventspange wird Wohnen und Arbeiten in horizontaler wie vertikaler Mischung möglichst dicht zusammengebracht. Das Ziel ist ein urbaner Mix von nicht störendem aber vielfältigem Gewerbe in zum Teil tiefen EG-Zonen mit Wohnnutzung in den Obergeschossen. Die Mischung wird auch typologisch vollzogen. Zum einen werden Blockstrukturen vorgeschlagen, welche sich an der denkmalgeschützten Bebauung nördlich der Erfurter Straße orientieren. Zum anderen werden geöffnete Blöcke mit einer tiefen Punkthausbebauung abgeschlossen. Hierdurch entstehen Übergänge zu Einzelgebäuden, welche unabhängig, ob Bestand oder Neubau den Städtebau um den neu geschaffenen Puschkinpark konturieren. So entsteht ein reizvoller Stadtraum als südlicher Abschluss der Achse Gehestraße, in die sich der Baumbestand südlich der Erfurter Straße ebenso integrieren lässt, wie das Gebäude des Puschkin-Clubs, dessen Nutzung in die Eventspange verlegt wird und somit Platz schafft für ein Café am Puschkinpark. Dieser kommt wie ein großzügiger grüner Platz daher, welcher ein wohnraumnahes Freiraumangebot für den nördlichen Bereich darstellt unter Einbeziehung der Bestandsbebauung nördlich der Erfurter Straße. Südlich der Eventspange entsteht eine Wohnbebauung, welche sich zu den weitläufigen Freiflächen öffnet. Über die Bildung von Wohnhöfen und durch die Einbeziehung von Genossensschafts-, Baugruppen- und Mehrgenerationenprojekten wird der Zusammenhang des gemeinschaftlichen Wohnens begünstigt. Die Mischung der verschiedenen Wohntypologien, Eigentumsformen und Finanzierungsmodelle erfolgt innerhalb der Nachbarschaften, um eine soziale Segregation zu vermeiden. Neben erprobten Wohntypologien soll es auch Raum für experimentelle Wohnformen geben. Gemeinwohlorientierte Nutzungen sind hier ebenso integriert wie die Kita mit einer großzügigen Außenspielfläche.
ALTER LEIPZIGER BAHNHOF UND ZOLLHOF
Sämtliche Gebäude des ehemaligen Bahnhofs bleiben erhalten und werden saniert, ggf. umgenutzt. Neben dem Verkehrsmuseum mit integriertem Gedenkort und einem Neubau für das NS-Dokumentationszentrum sind es die Synagoge und auch kulturelle wie gewerbliche Nutzungen, die dort verbleiben oder sich transformieren. Daneben liegt der Schwerpunkt auf künstlerischer Produktion. Proberäume, Ateliers, zum Teil in Kombination mit Wohnungen, Studierendenwohnungen und ein nach Norden verlegter Wagenplatz sollen hier eine offene Atmosphäre schaffen, die kreative Menschen aus allen Bereichen anzieht - unter anderem Unternehmen der Kreativwirtschaft. Für diese werden im südlichen und westlichen Übergang zur Umgebung klassische Adressen angeboten. Entlang der Leipziger Straße wird eine Raumkante ausgebildet, welche den Zollhof um analoge Typologien ergänzt. Die U-förmigen Strukturen wirken lärmabweisend, sollen allerdings nicht nur kleine Wohnungen enthalten wie der Bestand. Vorgesehen ist ein Mix aus unterschiedlichen Wohnungsgrößen einschl. gefördertem Wohnungsbau. Die Erdgeschosszonen zur Leipziger Straße sind mit gewerblichen oder gemeinwohlorientierten Nutzungen aktiviert.