Landpartie Landau
Städtebaulich-freiraumplanerische Entwicklung Landau-Südwest
Projektpartner:
office03
HinnenthalSchaar Landschaftsarchitekten
ARGUS Stadt und Verkehr
Wettbewerb 2020
Bruttobauland: ca. 13 ha
937 Wohneinheiten
Mit dem neuen Quartier wird die Stadt Landau auf ihrer Südwestseite baulich vervollständigt, sodass ein kompakter Siedlungskörper entsteht. Um der Besonderheit der Randlage Rechnung zu tragen, stellen 3 unterschiedlich breite Grünzüge eine Verzahnung mit der Landschaft her. Von besonderer Bedeutung ist dabei der westliche Grünzug mit integrierter Platzfläche auf der Höhe des Nahversorgers. Dieser Grünzug beginnt an der Wollmesheimer Straße auf der Höhe des Fußwegs zur Wegelnburgstraße, womit eine wichtige Anbindung für das bestehende Quartier hergestellt wird. Ein kleinerer Grünzug beginnt etwas weiter östlich im Quartier und öffnet sich nach Süden, wodurch das neue Quartier eine Gliederung erfährt. Am Ostrand wird der bereits vorgegebene Grünzug großzügiger ausgeführt. Hierdurch entsteht für alle Bewohner ein starker Bezug zur von Weinbau geprägten Landschaft der Pfalz. Neben der ausgeprägten Nord-Süd-Ausrichtung über die Grünzüge, stellt eine parallel zur Wollmesheimer Straße verlaufende Promenade für Fußgänger und Radfahrer in Ost-West-Richtung ein Rückgrat für das Quartier dar. Die Promenade beginnt als Verlängerung der Lazarettstraße und setzt sich über den Platz am Kreuzungspunkt mit dem westlichen Grünzug hinaus fort. Aus dieser Wegeachse wird eine leistungsstarke Mobilitätsachse mit Fahrradweg entwickelt, der eine attraktive Alternative zum motorisierten Verkehr anbietet und das Gebiet durchgängig erschließt.
Hofstruktur
Die bauliche Struktur setzt sich aus einem Verbund von Wohnhöfen zusammen, um den Aspekt des gemeinschaftlichen Wohnens zu fördern. Die Mischung der verschiedenen Wohntypologien, Eigentumsformen und Finanzierungsmodelle erfolgt innerhalb der Höfe, um eine soziale Segregation zu vermeiden. Über die Einbeziehung von Baugruppen- und Mehrgenerationenprojekten wird der Zusammenhang des gemeinschaftlichen Wohnens weiter begünstigt. Die typologische Diversität erzeugt hinsichtlich der Geschossigkeit ein Spektrum von II – V, wofür eine spezifische städtebauliche Ordnung vorgeschlagen wird. Die typologischen Vorbilder der Wohnhöfe finden sich in der Umgebung. Die dort vorzufindenden Weingüter, Winzergenossenschaften und Sektgüter sind meist Hofanlagen, die von innen erschlossen werden. Das Hauptelement ist der Hof, um den sich unterschiedliche Gebäude und Nutzungen gruppieren. Wirtschaftsgebäude, Wohngebäude, Nebenanlagen und Verkauf stehen selbstverständlich nebeneinander. Dachformen aus Satteldächern und Flachdächern werden nach Bedarf harmonisch miteinander kombiniert. Identitätsstiftend ist meist die Gestaltung des Hofes selbst und der angrenzenden Fassaden. Exemplarisch seien hier die Güter Muggler in Gimmeldingen oder die Weingüter Wilhelmshof und Ökonomierat Rebholz in Siebeldingen genannt.
Ausgehend von diesen beiden Referenzen entwickeln sich die Höfe um eine gemeinsame Mitte.
Phasierung
Der im Flächennutzungsplan vorgesehene Korridor entlang der Wollmeshemer Straße wird als erster Realisierungsabschnitt zügig zur Baureife ausgearbeitet. Der Baustein des Mischgebietes im Westen kann bedarfsabhängig zeitlich losgelöst entwickelt werden. Das große Baugebiet im Süden aus 9 Baufeldern wird im Anschluss an die notwendigen planungsrechtlichen Voraussetzungen realisiert. Der Ergänzungsbaustein am Baufeld Bebauungsplan G3 ist in Abhängigkeit zu den Entwicklungen um den Getränkemarkt ausbaubar. Jeder einzelne Wohnhof bildet zusätzlich eine zeitliche Etappe.
Freiraum
Das neue Stadtquartier Südwest ist von prägenden Landschaftsstrukturen umgeben, welche im Zuge dieser Stadterweiterungsmaßnahme sinnvoll mitentwickelt werden sollen. Während der Grünzug Ost als großmaßstäblicher Landschaftszug anfänglich nur mit einem neuen Wegesystem ergänzt und erst bei steigendem Nutzungsdruck sukzessive in einen intensiv nutzbaren Park umgewandelt werden soll, werden sowohl die südliche Pufferzone als auch die drei ins Quartier gezogenen Landschaftsfugen von Beginn an multifunktional gestaltet. So sind die Parkwiesen in den Landschaftsfugen als Retentionsmulden konzipiert, die bei Starkregenereignissen zusätzliches Stauvolumen sichern. Gleichzeitig sind die Flächen als Naturspielplätze und Freizeitwiesen angelegt, wobei alle Gestaltungselemente und Pflanzen entsprechend naturnah und wasserbeständig gewählt sind. Zur Erhaltung und Erhöhung der Biodiversität am Rand der angrenzenden Weinbaulandschaft sind vor allem den Flurstücken bzw. Abschnitten des Grünzugs Ost segmentartig Entwicklungsvorschläge zugeordnet. Diese reichen vom Jungforst, über Flächen für ökologisch hochwertigen Anbau, Energiegrasfelder bis hin zu Bienenweiden und Obsthainen.
Mobilität
Zwei Bushaltestellen an der Wollmesheimer Straße sowie zwei Schlaufen für den motorisierten Individualverkehr bilden die Grundlage für die Erschließung des neuen Quartiers. Aufgrund der Wohnhoforganisation konnte die öffentliche Erschließungsfläche stark reduziert werden. Der Verlauf der Schleife ist so gewählt, dass alle Wohnhöfe im neuen Quartier hierüber erreicht werden. Die Wollmesheimer Straße verändert sich zu einer Allee mit Stadtstraßencharakter. Die bestehenden Bäume werden zu einer kontinuierlichen Allee ergänzt. Der ruhende Verkehr wird abgesehen von den Besucherstellplätzen im Straßenraum in Quartiersgaragen untergebracht. Ohne Tiefgaragen lässt sich das Bauland leichter und kleinteiliger parzellieren. Privates bauen wird einfacher, typologische Vielfalt und Individualität werden begünstigt. Die Versiegelung der Grundstücke nimmt rapide ab, sodass ein Bezüge zum gewachsenen Boden hergestellt werden können.
Nachhaltigkeit
Die vorgeschlagene Bebauung besteht aus kompakten Gebäudetypen, die mit kleinem Oberflächen-/Volumenverhältnis niedrige Baukosten und geringe Energieverbräuche erwarten lassen. Die Dachflächen bilden die Basis für eine Photovoltaiknutzung unter Einbeziehung einer extensiven Begrünung bei Flachdächern. Mit den Photovoltaik-Anlagen können die elektrischen Energieverbräuche regenerativ gedeckt werden. Die weitgehende Begrünung unter Einbeziehung von Dach- und Fassadenflächen schafft ein angenehmes Mikroklima und ist in Kombination mit dem auf Versickerung und Rückhaltung ausgerichteten Regenwassermanagement ein Beitrag zur nachhaltigen Siedlungsentwicklung. Die Biotopflächen des Landschaftsraumes werden erhalten und in die Struktur der Freiraumgestaltung integriert. Die Multikodierung der Flächen fördert Naturerfahrung und Naturverständnis und das gleichberechtigte Nebeneinander von Mensch und Natur.