2. BA Freiham-Nord, München
Neuer Stadtteil München-Freiham, 2. Bauabschnitt
Landschaftsarchitektur:
silands landschaftsarchitektur
Wettbewerb 2017
57 ha Bruttobauland
35 ha Nettobauland
Der Entwurf des 2. Realisierungsabschnitts sieht für Freiham-Nord eine unmittelbare Verknüpfung mit den beiden in der Planung fortgeschrittenen Entwicklungsflächen im Süden und Osten vor. Aus dem südlichen Bereich wurde die Achse des Angers zwischen den 4 Großblöcken aufgegriffen und nach Norden fortgeführt. Aus dem östlichen Bereich wurden alle Wege-Anbindungen an die Aubinger Allee übernommen und nach Westen fortgesetzt. Darüber hinaus wurde die Aubinger Allee auf ihrer Westseite räumlich qualifiziert und in ihrer Bedeutung gestärkt. Die Körnung der städtebaulichen und hochbaulichen Elemente folgt den vorherigen Planungen und vermittelt zwischen den beiden genannten Bereichen.
Gliederung
Neben den vorgegebenen Grünzügen werden die mit großzügigen Freiflächen verbundenen Schulgrundstücke zur Gliederung des Quartiers eingesetzt. Im südlichen Teilbereich des 2. RA übernimmt ein zentral platzierter Schulcampus mit Grund- und Mittelschule diese Aufgabe. Im nördlichen Teilbereich sind eine weitere Grundschule und die Vorhaltefläche für eine weiterführende Schule so angeordnet, dass eine analoge Gliederung entsteht.
Städtebau
Die grundsätzliche Gliederung wird durch sekundäre Grünzüge unterstützt und verfeinert. Im südlichen Teilbereich flankiert ein Grünzug die Freifläche der Schulsportanlagen. Damit wird einerseits die Weite der Freiflächen für alle erlebbar gemacht, andererseits stellt der Grünzug eine räumliche Distanz zu den südlich angrenzenden Wohnhäusern her. In Anlehnung an den von Nord nach Süd verlaufenden Anger östlich der Aubinger Allee, wird auf der Westseite ein Pendant mit Anbindung an den südlich gelegenen Bildungscampus geschaffen.
Zwischen diesem Grünzug und der Aubinger Allee liegt im südlichen Teilbereich die am höchsten verdichtete Fläche mit einer maximal 7-geschossigen Blockrandbebauung und insgesamt drei 12-geschossigen Hochpunkten. Westlich und nördlich davon schließt jeweils eine Nord-Süd-Spange mit einer Blockrandbebauung von maximal 6 Geschossen an. Die Bezeichnung maximal verdeutlicht das Prinzip einer belebten Dachlandschaft, welche für das Konzept von großer Bedeutung ist. Die lebendige Morphologie verbindet die insgesamt 3 Zonen unterschiedlicher Dichte. Der Westrand zum Landschaftspark ist maximal 5-geschossig bebaut - dies meint 3 + 2-geschossige Staffel im Wechsel mit 4 Geschossen. Insgesamt verdichtet sich damit die Bebauung vom Landschaftspark im Westen zur Aubinger Allee im Osten. Gleichzeitig verschiebt sich die Bauweise sukzessive von offen zu geschlossen in derselben Richtung.
Die Kante zum Landschaftpark ist klar formuliert, jedoch mit 3-5 Geschossen nicht übermäßig hoch. Zudem ist sie deutlich perforiert, um an der unmittelbaren Nähe zur Landschaft möglichst Viele teilhaben zu lassen.
Lärm
Hinsichtlich der Lärmbelastung durch die Autobahn besteht kein Problem, da der Lärm in den unteren Geschossen durch den im Landschaftspark integrierten Wall abgefangen wird. Die höhergeschossige Bebauung hat soviel Abstand zur Autobahn, dass die Belastung unterhalb der Grenzwerte bleibt. Mit demselben Ansatz einer niedriggeschossigen Bebauung wird auf die weiter südlich definierten Sportflächen reagiert. Hierdurch kann der ursprünglich vorgesehene Abstand deutlich reduziert werden. Dem Flächenverlust in der Höhe steht also ein Flächengewinn in der Tiefe gegenüber.
Der Verkehrslärm im Gebiet lässt sich über eine konsequente Abschottung der Blockinnenbereiche verträglich gestalten. Östlich der Aubinger Allee und nördlich des Autobahnzubringers werden daher Nichtwohnnutzungen in den Erdgeschossen und zum Teil auch in den 1. Obergeschossen vorgeschlagen.
Verkehr
Bei der verkehrlichen Organisation des Quartiers wurde dem ÖPNV einen hohen Stellenwert beigemessen. Diese für eine Stadtrandlage seltene Situation zeigt sich z.B. durch das abgestimmte Ineinandergreifen der verschiedenen Verkehrsmittel S-Bahn, Tram und Bus. Darüber hinaus folgt die städtebauliche Dichte dem vorgesehenen Erschließungsgrad des ÖPNV, sodass man von einem Stadtteil der kurzen Wege sprechen kann, bei dem der Fuß- und Radverkehr eine wichtige Rolle einnimmt.
Die verschiedenen Teilquartiere bzw. Nachbarschaften werden durch den MIV über Schlaufen von der Aubinger Allee bzw. vom Autobahnzubringer erschlossen. Eine Querung des Schulcampus’ ist im südlichen Teilbereich der Busverbindung vorbehalten, sodass sich für den MIV 3 verhältnismäßig kurze Schlaufen ergeben. Pro Schlaufe ist jeweils ein Abschnitt angehängt, an dessen Ende man auf einer Platzfläche wenden kann. Hierdurch entstehen abschnittsweise beruhigte Flächen mit hoher Aufenthaltsqualität.
Freiraum
Neben diesen kleinmaßstäblichen Nachbarschaftsplätzen an verkehrlich beruhigten Stellen gibt es eine Vielzahl von weiteren Stadträumen, die den Charakter des neuen Quartiers prägen. Hierzu zählen platzartige Aufweitungen an der verkehrsreichen Aubinger Allee genauso, wie mit einem Höchstmaß an Öffentlichkeit ausgestattete Orte innerhalb der Grünzüge, wo Spielplätze, Kitas, Bürgerhäuser, Eisdielen oder Biergärten für die nötige Anziehungskraft sorgen. Die Grünflächen sind im Sinne einer Grünraumvernetzung nicht als isolierte Anger, sondern als differenzierte Struktur mit unterschiedlichen Qualitäten und Angeboten angelegt. Dabei kommt der Verbindung des Landschaftsparks entlang der Autobahn mit den Freiflächen östlich der Aubinger Allee größte Bedeutung zu.