Im Kandergrund, Binzen
Arrondierung des Siedlungskörpers durch ein Wohnquartier auf einem ehemaligen Sportplatz
Landschaftsarchitektur:
silands landschaftsarchitektur
Mehrfachbeauftragung 2017
1. Preis – Rahmenplan und Gestaltungsleitfaden
19.428 qm Bruttobauland
16.574 qm Nettobauland
144 Wohneinheiten
Mit der Bebauung der ehemaligen Sportplatzfläche wird Binzen auf seiner Westseite baulich vervollständigt, sodass ein kompakter Siedlungskörper entsteht. Hierdurch erfolgt eine selbstverständliche Einbettung des neuen Quartiers in die Ortsstruktur. Gleichwohl sorgt ein „Landschaftsfenster“ als kleiner Rücksprung im Siedlungsrand für eine Verzahnung mit dem weiten Landschaftsraum.
Identität
Die bauliche Struktur setzt sich aus einem Verbund von Wohnhöfen zusammen, wodurch die Bildung von Nachbarschaften gefördert wird. Die Höfe schmiegen sich in ihrer Geometrie dem umgebenden Straßenverlauf an und bilden an ihrem Schnittpunkt in der Mitte einen kleinen Nachbarschaftsplatz unter Bäumen aus. Die räumliche Formulierung dieser Quartiersmitte wird durch Annex-Baukörper akzentuiert. Die Annex-Baukörper sind maximal 4-geschossig und damit ein Geschoss höher als die Regelbebauung. Das Prinzip einer abweichenden und aus der Hofstruktur ausbrechenden Bebauung ist der nordöstlich angrenzenden Bebauung entlehnt. Dort sind die Annex-Baukörper älter und etwas niedriger als der bestehende Wohnhof. Durch die leicht abweichende Form und Materialität der Höfe entsteht ein abwechslungsreiches Quartier mit eindeutigen Adressen, aber zusammenhängender Identität nach dem Leitbild „urbangrün“.
Organisation
Die Mischung verschiedener Wohntypologien erfolgt innerhalb der Höfe. Angeboten werden Reihenhäuser, sowie Geschosswohnungsbau als Punkthäuser, Zeilen und geöffnete Winkel. Beabsichtigt ist eine kubische Architektur mit extensiv begrünten Dächern, deren Fassaden von großzügigen Loggien und Fensteröffnungen gegliedert werden. Die Erdgeschosswohnungen verfügen über umlaufende Gärten mit Hecken zur signifikanten Trennung von privaten und halböffentlichen Freiflächen. Der Innenbereich der Höfe hat halböffentlichen Charakter. Bobby Cars und Dreiräder haben hier Vorfahrt, wenn auch eine grundsätzliche Befahrbarkeit durch den MIV möglich ist. Unter den Höfen befinden sich die Tiefgaragenstellpätze der Geschosswohnungen, sodass der ruhende Verkehr optisch nicht sonderlich in Erscheinung tritt. Oberirdisch sind lediglich die Stellplätze der Reihenhäuser und der Besucher angeordnet.
Phasierung
Die Realisierung des neuen Quartiers lässt sich hofweise in 3 Abschnitte gliedern. Grundsätzlich sind alle Bauabschnitte zeitlich unabhängig voneinander zu realisieren. Um Störungen der Bewohner durch Baulärm und Lieferverkehre zu vermeiden, wird der nordöstliche Hof als erster Bauabschnitt favorisiert.
Erschließung
Die Erschließung des Quartiers erfolgt über die bestehenden Straßen. Aufgrund der Wohnhoforganisation beschränkt sich die neue öffentliche Erschließungsfläche auf einen nördlich des Kanderwegs verlaufenden Fußweg. Für Fußgänger und Radfahrer wird darüber hinaus ein feinmaschiges Wegenetz auf halböffentlichen Flächen mit optimalen Anschlüssen an die umgebende Struktur angeboten.
Freiraum
Das Wegenetz für Fußgänger und Radfahrer ist in ein vielfältiges System von Freiräumen eingebunden. Zentrale Bedeutung kommt dem Nachbarschaftsplatz mit angrenzender Spielfläche in der Quartiersmitte zu. In Ergänzung hierzu bietet das „Landschaftsfenster“ auf der Südwestseite des Quartiers einen Aufenthaltsort mit weitem Ausblick in Richtung Eimeldingen. Auf den Platzflächen und in den Höfen sind Langbänke verortet, die zur Rast und zum Aufenthalt einladen. Die Freiräume verfügen über eine wegebegleitende offene Regenwasserführung einschließlich Versickerungsmulden.
Nachhaltigkeit
Die vorgeschlagene Bebauung besteht aus kompakten Gebäudetypen, die mit kleinem Oberflächen-/Volumenverhältnis niedrige Baukosten und geringe Energieverbräuche erwarten lassen. Die Flachdachflächen bilden die Basis für eine aktive thermische und photovoltaische Sonnenenergienutzung unter Einbeziehung einer extensiven Begrünung. In Verbindung mit einem Nahwärmekonzept ergäbe sich die Möglichkeit der solaren Unterstützung der Wärmeversorgung und mit Photovoltaik-Anlagen können die elektrischen Energieverbräuche regenerativ gedeckt werden. Bei entsprechender Dimensionierung der Photovoltaik-Anlagen könnte in dem Neubaugebiet der Plusenergiestandard für das Gesamtensemble erreicht werden. Die weitgehende Begrünung unter Einbeziehung von Dach- und Fassadenflächen schafft ein angenehmes Mikroklima und ist in Kombination mit der Versickerung des Regenwassers ein Beitrag zur nachhaltigen Siedlungsentwicklung.