Schumacher Quartier, Berlin
Entwicklung eines Wohnquartiers auf dem östlichen Teil des zur Konversion vorgesehenen Flugfeldes Berlin-Tegel
Landschaftsarchitektur:
hermanns landschaftsarchitektur/umweltplanung
Wettbewerb 2016
2. Phase
Bruttobauland 480.000 qm
Nettobauland 299.853 qm
BGF Gesamt 607.949 qm
Wohneinheiten 5.249
3 große Stadtschollen definieren den Kernbereich des neuen Quartiers. Im Zwischenraum spannt sich ein großzügiger städtischer Platz auf. Der Platz ist Abschluss und zugleich wichtigster Knoten der zentralen Fußgängerachse, die vom Kurt-Schumacher-Platz ins Quartier führt. Es ist ein belebter, aber akustisch ruhiger Platz ohne motorisierten Individualverkehr. Seine besondere Qualität bemisst sich in einem „Fenster“ zur offenen Heidelandschaft des ehemaligen Flugfeldes. Der Platz hat viele Wege- und Sichtbeziehungen, u. a. zum Schulcampus, zumal die Grundschule dem Platz unmittelbar zugewandt ist. Dies ist insoweit von Bedeutung, als die Grundschule außerhalb des Schulbetriebs im Sinne eines Bürgerhauses dem Quartier zur Verfügung stehen soll.
Weitere Wegebeziehungen führen vom Platz über Promenaden mit zahlreichen gastronomischen Angeboten nach Westen zur Urban Tech Republic und nach Norden über den Uranusweg zur Scharnweberstraße. In der Ausdifferenzierung der Stadträume hat jedoch die an den Kurt-Schumacher-Platz angebundene zentrale Fußgängerachse mit durchgehendem Einzelhandelsbesatz hervorgehobene Bedeutung und lässt sich als funktionales wie gestalterisches Rückgrat des Quartiers verstehen.
Die angrenzenden Blöcke sind eher kleinteilig geschnitten, um ein feinmaschiges System kurzer (Fuß-)Wege herzustellen, aber auch, um möglichst optimal das Wegenetz der Planetensiedlung jenseits der Stadtstraße aufzufangen. Je kleiner die Blöcke ausgefallen sind und je schwieriger ihre geometrische Disposition erscheint, desto stärker sind sie z. B. über die Ecken geöffnet. Hierbei ist von Bedeutung, dass die Innenhöfe nicht nur räumlich geöffnet sind, sondern im Zuge zweifach orientierter Treppenhäuser auch als Nachbarschaftstreffs fungieren. Neben den jeweils zentral angelegten Gemeinschaftsflächen sind die Höfe durch die von Hecken umfassten Privatgärten der Erdgeschosswohnungen geprägt, wodurch sich eine kleinteilige Gliederung der Hofbereiche ergibt. Zusammen mit den Straßen und den von Wegen durchzogenen Höfen entsteht im Innern des Quartiers ein differenziertes Freiraumgerüst. Mal grün, mal steinern, eher privat und wieder öffentlich wechseln sich verschiedene räumliche Charaktere wie die verspringenden Gebäudehöhen ständig ab, sodass im dichten Nebeneinander ein vielfältiges räumliches Kontinuum entsteht.
Eine im Quartiersinnern konsequent angewandte Verkehrsberuhigung führt dazu, das auch Straßen als lebenswerte Stadträume wahrgenommen werden. Aufgrund des geringen Stellplatzschlüssels und der hohen Bedeutung von Car-Sharing wurde der ruhende Verkehr im mittleren Teil des Quartiers konsequent in Tiefgaragen unter den Straßen untergebracht, wodurch alle Höfe unversiegelt bleiben, mit großen Bäumen bepflanzt und zur Versickerung des Regenwassers herangezogen werden können.
Im nordwestlichen Teilquartier wurden die Blöcke auf die ehemaligen Sportplatzflächen konfektioniert, sodass der alte Baumbestand fast vollständig erhalten werden konnte. Die Blöcke des durch Infrastruktur stark isolierten Teilquartiers öffnen sich über eine Punkthausbebauung zur ruhigen grünen Mitte.