Wiesbadenbrücke-HavenInsel, Wilhelmshaven
Konversion eines ehemaligen Marinestandorts zu einem Wohngebiet im großen Hafen von Wilhelmshaven
Landschaftsarchitektur:
hermanns landschaftsarchitektur/umweltplanung
Wettbewerb 2015
Anerkennung
Nettobauland 3,8 ha
BGF 54.161 qm
GFZ 1,37
WE 457
Der städtebauliche Entwurf antwortet auf den von Maßstabssprüngen durchzogenen Kontext mit einer Gliederung in 3 Bereiche: Eine Kette von 6 offenen Blöcken auf der Wiesbadenbrücke, ein geschlossener Block als Gelenk an der Jadeallee, sowie eine Siedlung von Floating Homes nördlich davon.
6 offene Blöcke nutzen die Lagegunst der Wiesbadenbrücke. Leicht zueinander verschoben gliedern sie den Außenraum der nördlichen und südlichen Promenade und bilden hierüber Adressen aus. Zur Unterbringung der Stellplätze wurde das Niveau der hofseitigen Gärten um ein Geschoss angehoben. Im Sockelgeschoss befinden sich neben großzügigen Garagenflächen lediglich gewerbliche Nutzungen entlang der nördlichen Promenade sowie Gastronomie in geeigneten Lagen. In den oberen Geschossen öffnen sich die Blöcke nach Süden, um besonnte Gartenflächen im Blockinnern und Blickbezüge für viele Bewohner in die Weite des Jadebusens zu ermöglichen. Neben der Öffnung nach Süden sind alle Blöcke zudem in ost-westlicher Richtung perforiert. Hier verbindet ein halböffentlicher Gartenweg alle Blöcke auf Sockelniveau miteinander. Der Weg führt über in Leichtbauweise konstruierte Brücken und zu nachbarschaftlichen Begegnungen einladenden platzartigen Aufweitungen vom westlichen Block bis zur großen Freitreppe am östlichen Ende der Landzunge. Die Nordseite der Blöcke ist nur partiell geöffnet, um zum Einen, von Norden aus, keinen zu geschlossenen Eindruck zu vermitteln, und zum Anderen, jedem Block eine eigene Gestalt zu verleihen. Zwei Hochpunkte, wie eine leichte Nuancierung in der Farbigkeit/Materialität unterstützen den Aspekt der diversifizierten Ausgestaltung und betonen darüber hinaus markant das Gesamt-Ensemble der 6 offenen Blöcke.
Der geschlossene Block als Gelenk an der Jadeallee hat eine besondere Dachform – sie erinnert an eine Krone und passt sich über das Auf und Ab an die verschiedenen Höhen der umgebenden Bebauung an. Es handelt sich in seiner Gelenkfunktion um einen Solitär mit Vermittlungsauftrag. Analog zu den 6 Blöcken der Wiesbadenbrücke wurde hier der Gartenhof zugunsten einer großzügigen Garage im Erdgeschoss um eine Etage angehoben. Neben der Garage beinhaltet das Erdgeschoss Einzelhandel auf der West- und Südseite, sowie Gastronomie auf der Ostseite. In den Obergeschossen ist eine Wohnnutzung vorgesehen, obschon hier auch Büros denkbar wären. Aufgrund des erhöhten Stellplatzbedarfs wäre in diesem Fall eine Tiefgarage notwendig.
Nördlich des Gelenkblocks bietet sich aufgrund des Zuschnitts einer untergenutzten, aber hocherschlossenen Wasserfläche die Anlage einer Floating-Home-Siedlung an. 24 Einheiten dieser Wohnform könnten hier in kurzer Zeit zur Verfügung gestellt werden. Die zugeordneten Stellplätze befinden sich in nächster Nähe zu ebener Erde. Die zur Deichbrücke gelegene Grundstücksfläche bleibt für die Segelkameradschaft erhalten. Südlich der Slip-Anlage wird ein Neubau (Club-/Bootshaus) für den Verein vorgesehen.
Der Entwurf zeichnet sich durch eine enge Verbindung zwischen Städtebau und Freiraum aus. Dort, wo auf der Südseite der Wiesbadenbrücke erdgeschossige Garagen unvermeidlich sind, brandet eine Dünenlandschaft an die Bebauung, sodass die Nützlichkeit des städtebaulichen Entwurfs von der Virtuosität des Freiraums überspielt wird. Im formalen Kontrast zu den weichen Formen der durch Dünen verlaufenden südlichen Promenade, steht die eher städtisch angelegte nördliche Promenade mit streng geordneten Baumreihen. 3 Freiräumen wird ein besondere Bedeutung beigemessen, sodass dort Gastronomie-Standorte vorgeschlagen werden - beim Marktplatz östlich des Gelenkblocks, beim Kopf der Wiesbadenbrücke mit Freitreppe und Blick auf die Kaiser-Wilhelm-Brücke, sowie bei der Aufweitung der südlichen Promenade auf etwa halber Strecke zwischen Hotel und Freitreppe.
Das neue Quartier erhält seine Haupterschließung über einen Anschluss an die Jadeallee auf Höhe des ehemaligen Wasch- und Badehauses. Hier beginnt die nördliche Promenade der Wiesbadenbrücke, die im Sinne ihres städtischen Charakters sowohl von Fußgängern und Radfahrern, als auch vom motorisierten Individualverkehr genutzt wird. Die sich jeweils gegenüber liegenden Garagenzufahrten der offenen Blöcke erreicht man über Stichstraßen, in denen auch Besucherstellplätze untergebracht sind. Die alternierend zu den Stichstraßen vorgeschlagenen Wohnwege sind wie der Kopf der Landzunge und die südliche Promenade nur eingeschränkt befahrbar (Rettung, Müll, Umzug, Paketdienst). Am Kreisverkehr und nördlich des Gelenkblocks ergeben sich jeweils untergeordnete Anschlüsse an die Jadeallee.