Ehemalige GFZ-Kaserne, Mainz
Konversion eines ehemaligen Militärstandorts
Landschaftsarchitektur:
bbz landschaftsarchitekten
Wettbewerb 2018
Wettbewerbsgebiet: 106.417 qm
GF Geschosswohnungsbau: 62.077 qm
GF Geschosswohnen Forschung: 3.422 qm
GF Büro/Forschung: 53.677 qm
Der städtebauliche Entwurf entwickelt aus der Konversionsfläche ein eigenständiges Quartier und schenkt der Mainzer Oberstadt damit eine urbane Mitte. Hierzu wurde der orthogonale Zuschnitt des Grundstücks und der benachbarten Bebauung aufgegriffen und zu einer offenen Blockstruktur fortgeschrieben. Der Grad der Öffnung wechselt je nach Lage bzw. Situation und damit einhergehend auch die Individualität der Einzelbaukörper. Signifikantes Element der städtebaulichen Struktur ist eine Diagonale, welche das Stadtteilzentrum, den Quartiersplatz und den Pocketpark miteinander verbindet.
Vernetzung
Das neue Stadtquartier am Pariser Tor steht bezüglich der Eingliederung in die Umgebung vor der Herausforderung vergleichbarer Konversionsflächen. Das Areal wurde aus funktionalen Gründen über Jahrzehnte von seinem Kontext abgeschottet. Darauf hat die Umgebung reagiert, sodass die Anknüpfungspunkte gering und die Barrieren groß erscheinen. Der Entwurf verfolgt das Konzept maximaler Anbindung für Fußgänger und Radfahrer und reicht damit die Hand in alle Richtungen, wobei sich ein besonderes Potential in der diagonalen Achse von Südost nach Nordwest ergibt. Hierbei spielt der bestehende Landwehrweg im Süden eine tragende Rolle, der im Osten bis zum Theresianum und dem neuen Heilig-Kreuz-Viertel reicht. Mit einem Anschluss der Diagonalen an den Landwehrweg ergibt sich eine optimale Anbindung der südlichen Oberstadt an das neue Stadtteilzentrum und darüber hinaus in Richtung Mainzer Innenstadt.
Freiraum
In der Organisation und Gewichtung der Freiräume spielt die Diagonale ebenfalls die Hauptrolle. Sowohl der schmale Platz vor dem Stadtteilzentrum im Nordwesten, der zentrale dreieckige Quartiersplatz, und der sich nach Südosten öffnende Pocketpark sind in der Logik der Diagonalen organisiert. Neben diesen Freiräumen wird das Quartier mit der Jägerstraße, dem Landwehrweg und der östlichen Fortsetzung der Schillstraße von alleeartigen Grünzügen flankiert bzw. durchkreuzt, sodass man insgesamt von einem attraktiven und vielfältigen Freiraumangebot sprechen kann. Die benachbarten Kleingartenanlagen unterstützen den Charakter des urbanen Wohnens im Grünen. Das Freiraumgerüst wird auf der Mikroebene durch die gleichmäßige Verteilung von Kleinspielplätzen und Retentionsmulden ergänzt.
Verkehr
Die Erschließung des Quartiers erfolgt für den motorisierten Individualverkehr von Westen über die Freiligrathstraße und von Norden über die Straße An der Goldgrube. Beide Zufahrten münden in eine Schleife als Haupterschließungselement. Durch den Bau einer Quartiersgarage an der nördlichen Quartierszufahrt kann der Verkehr im Quartier stark reduziert und auf den Bau kostenintensiver Tiefgaragen teilweise verzichtet werden. Der verbleibende Verkehr wird über Aufpflasterungen im Bereich der Diagonalen gebremst, sodass Fuß- und Radfahrer wesentlich den Verkehrsfluss im Innern des Quartiers bestimmen. Die Diagonale ist Fußgängern und Radfahrern vorbehalten. Der großen durchgehenden Diagonale von Südosten nach Nordwesten wurde eine zweite kleine Diagonale von der Quartiersmitte nach Südwesten zur Tram-Haltestelle Pariser Tor hinzugefügt.
Phasierung
Insgesamt sind für das Quartier 3 Bauabschnitte vorgesehen. Im ersten Bauabschnitt können bereits ca. 2/3 der Gebäude realisiert werden. Im zweiten Bauabschnitt folgt der Abriss der beiden nordwestlichen Bestandsgebäude und der Neubau des Stadtteilzentrums und des Betriebskindergartens mit den darüber liegenden Betriebswohnungen für Ganymed / BioNTech. Der dritte Bauabschnitt ist umfasst die restlichen Blöcke an der Freiligrathstraße. Dieser Bauabschnitt ist zeitlich unabhängig zu realisieren.
Nachhaltigkeit
Die vorgeschlagene Bebauung besteht aus kompakten Gebäudetypen, die mit kleinem Oberflächen-/Volumenverhältnis niedrige Baukosten und geringe Energieverbräuche erwarten lassen. Die Flachdachflächen bilden die Basis für eine aktive thermische und photovoltaische Sonnenenergienutzung unter Einbeziehung einer extensiven Begrünung. In Verbindung mit einem Fern- oder Nahwärmekonzept ergibt sich die Möglichkeit der solaren Unterstützung der Wärmeversorgung und mit Photovoltaik-Anlagen können die elektrischen Energieverbräuche regenerativ gedeckt werden.